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Von Antje Horn-Conrad: Küchenchemie mit den Abrafaxen

Neues Forscherbuch für Schüler von Exploratoriums-Chef Axel Werner

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Warum heißt der Rotkohl in Süddeutschland Blaukraut? Weil man dort keinen Apfel hineinschneidet. Auf dessen Säure nämlich reagiert der hochempfindliche blaue Farbstoff mit Zornesröte. Täte man etwas Seife hinein, was nicht halb so bekömmlich wäre, würde sich das Ganze eklig grün färben.

Das „schlimme Wort“ für diese Eigenschaft des Rotkohlsaftes heißt „Indikator“, sagt der Physiker Dr. Axel Werner und verzieht dabei leicht gequält das Gesicht. Der Chef des Potsdamer Exploratoriums hält nichts davon, Kinder mit theoretischen Begriffen zu konfrontieren, bevor sie nicht das zugrunde liegende Phänomen sinnlich erfahren, also selbst ausprobiert haben. Deshalb hatte er 2006 die wissenschaftliche Mitmachwelt ins Leben gerufen. Deshalb auch hat er jetzt das Experimentierbuch „Wie funktioniert die Welt?“ geschrieben, das Kinder, Eltern und Lehrer anregen soll, Naturphänomene im Alltag zu erkunden.

Gestern präsentierte er es im Exploratorium gemeinsam mit dem Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag. Denn als Assistenten, Ratgeber und Erklärer der Experimente fungieren im Buch keine Geringeren als die drei Abrafaxe. Axel Werner, selbst über 30 Jahre treuer Leser des „Mosaiks“, erklärt in dem traditionsreichen Comic-Heft schon seit längerem in einer Wissens-Kolumne, warum sich zum Beispiel das Herbstlaub gelb färbt, wie man aus Filmdosen Raketen bauen und gewöhnliche Linsen zum Tanzen bringen kann. Immer mit dabei: Abrax, Babrax und Califax. Von jeher sind die drei zeit- und weltreisenden Comic-Helden in ihren Abenteuern vom Wissensdurst getrieben. „Diese Philosophie des Mosaiks passt einfach zum Exploratorium“, begründet Herausgeber Klaus D. Schleiter die Zusammenarbeit. So erscheint nun im Mosaikverlag das erste Wissensbuch, eine anschaulich illustrierte Sammlung von 30 „garantiert funktionierenden Experimenten“.

Die Instrumente und Zutaten hierfür finden sich in jeder Küche: Teller und Schüsseln, Essig, Öl und Backpulver, etwas Pfeffer und Spülmittel, Würfelzucker oder eben ein Rotkohl. „So kann sich kein Erwachsener herausreden, nicht das nötige Material bereit zu haben“, lacht Axel Werner und weist darauf hin, unbedingt gemeinsam mit den Kindern zu experimentieren, denn „Bildung passiert immer nur in der Kommunikation.“

Das kann er im Exploratorium jeden Tag neu erfahren. Alle im Buch beschriebenen Versuche sind daher tausendfach mit Kindern getestet. Ein Vorteil gegenüber anderen Experimentierbüchern, die zudem meist nur den Versuch, nicht aber dessen Hintergründe erklären. Axel Werner ist darum nicht verlegen. Wenn er im Buch verrät, dass der Farbstoff im Rotkohl Anthocyan heißt, was aus dem Griechischen übersetzt „Blaue Blüte“ bedeutet, dann klingen die „schlimmen Wörter“ nur noch halb so gefährlich.

Antje Horn-Conrad

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