Landeshauptstadt: Kühe füttern auch am Sonntag
Potsdamer Firmen des ländlichen Raums kooperieren und betreiben Stand auf der Grünen Woche 2010
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Fahrland - Es ist nur ein kleines Schild, aber für die Beteiligten ist es ein Quantensprung im gegenseitigen Verständnis von Stadt und Land in Potsdam: 14 Betriebe aus dem Potsdamer Nordraum unterzeichneten gestern eine Vereinbarung, ihre Produkte künftig unter der Dachmarke „Potsdams ländlicher Raum“ zu vermarkten. Bereits zum Jahresstart 2010 wird diese Kooperation wirksam: Auf der am 15. Januar beginnenden Grünen Woche unter dem Funkturm in Berlin werden die Unterzeichnerbetriebe in Zusammenarbeit mit Potsdams Wirtschaftsförderung ihre Produkte an zwei gemeinsamen Ständen dem Publikum präsentieren. Als äußeres Zeichen der Zusammenarbeit bekamen die beteiligten Firmen gestern von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in der Mühlenbaude in Fahrland ein kleines Emailleschild ausgehändigt, mit denen diese künftig bereits an den Firmentoren auf die Kooperation aufmerksam machen können. Auf dem Schild ist zu lesen: „Potsdams ländlicher Raum. Herzlich willkommen!“
„Es ist ein Bekenntnis“, erläuterte Jakobs: „Wir identifizieren uns mit dem ländlichen Raum und dieser identifiziert sich mit Potsdam.“ Potsdam sei nicht allein die Stadt der Schlösser und Gärten, der Filmwirtschaft und der Wissenschaft, sondern auch der Landwirtschaft und des Tourismus auf dem Lande. Der Fahrländer Landwirt Ernst Ruden sagte: „Mit dem heutigen Tag ist die Stadt auf dem Land angekommen. Es hat lange gedauert“.
Potsdam habe 2003 sein Territorium mit der Eingemeindung der neuen Ortsteile um 67 Prozent vergrößert. „Keine Landeshauptstadt hat soviel Acker, Wasser und Wald wie Potsdam“, stellte Obstbauer Manfred Kleinert fest. Und: „Wir betrachten das als Chance.“
Kleinert bereicherte die Runde der kooperierenden Firmenvertreter mit konkreten Vorschlägen an den Oberbürgermeister: So gebe es ein „Schulobst-Programm des Bundes“, das mit 20 Millionen Euro Fördergeld dotiert sei und von dem Potsdam profitieren sollte. Gleichsam schlägt Kleinert pädagogische Programme für Schüler vor, damit diese lernten, dass „die Kuh auch sonntags gefüttert werden muss“. Zudem würden jetzt die Modalitäten für die Förderprogramme zugunsten der Landwirtschaft nach 2012 festgelegt. Die Stadt müsse darauf Einfluss nehmen, so der Chef des Obstgutes Marquardt. Dafür brauche die Verwaltung aber mehr Personal.
Jakobs erwiderte, es sei „wichtig, den Schulkindern die Möglichkeit zu geben, den ländlichen Raum kennenzulernen“. Jakobs weiter: „Viele denken, die Milch wird bei Aldi hergestellt.“ Hinsichtlich der Personalaufstockung bedauerte der Oberbürgermeister: Es gebe Steuerausfälle, es sehe so aus, als ob Potsdam weniger Geld aus dem Gemeindefinanzierungsgesetz bekommen werde, schon jetzt weise der Haushaltentwurf für 2010 ein Defizit von 22 Millionen Euro auf. Guido Berg
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