
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Kühlschrank auf Rädern für Bedürftige
Lions-Clubs übergaben Ford-Transporter an Potsdamer Tafel / Zahl der Empfänger steigt / Standortsuche am Schlaatz
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Innenstadt – Einen Kühltransporter im Wert von 44 000 Euro erhielt gestern die Potsdamer Tafel in ihrer Ausgabestelle in der Schopenhauerstraße 8. Die beiden Potsdamer Lions-Clubs sind die Hauptsponsoren. Einen weiteren Beitrag steuerte die „Stiftungshilfe“ bei, und Ford sowie der Kühlausstatter gewährten einen sehr großzügigen Rabatt.
Über 1 100 Bedürftige versorgt die Potsdamer Tafel jede Woche mit vier Tonnen Lebensmitteln. In den Sommermonaten ist der Transport der teilweise wärmeempfindlichen Ware mit einem Kühlfahrzeug unbedingt notwendig. „Die Potsdamer Tafel wäre niemals selbst imstande, solch ein professionelles Kühlfahrzeug zu erwerben“, sagt Oliver Bohrisch, Vorsitzender des Potsdamer Tafel e.V., und hebt die Zusammenarbeit privater Einrichtungen, die „viel Geld für den guten Zweck ausgegeben“ hätten, hervor. Bohrisch selbst ist Mitglied des Lions-Clubs Potsdam-Sanssouci. Es ist bereits das zweite Kühlfahrzeug, über das die Tafel verfügt. Wie die beiden Leiter der Ausgabestelle in der Schopenhauerstraße, Irmgard Schüttel und Dieter Reinhold, berichten, werden nur einwandfreie Lebensmittel ausgegeben. Nach langem Transport gelangen empfindliche Waren wie Obst und Gemüse sowie die besonders begehrten Käse- und Wurstsorten auch im Sommer im „Kühlschrank auf Rädern“ in einwandfreier Qualität zu den Kunden.
„Die Zahl der Potsdamer, die jeden Tag auf die Unterstützung der Tafel angewiesen sind, ist in diesem Jahr weiter gestiegen“, sagt Dieter Reinhold. Wie Irmgard Schüttel erläutert, sind die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bemüht, dass es bei der Ausgabe möglichst gerecht zugeht. Am Tor der Schopenhauerstraße gibt die Tafel Dienstag zwischen 10 Uhr und 11.30 Uhr Nummern aus, die ab 12.30 Uhr bei der Ausgabe eingelöst werden können. Damit sei gewährleistet, dass niemand weggedrängt werden könne. Um überhaupt zum Empfängerkreis zu gehören, bedarf es eines Berechtigungsscheines, den das Büro in der Geschwister-Scholl-Straße 83 (neben der „Waschbar“) ausgibt. Wie Tafel-Sprecherin Maria Conze erklärt, gehören Hartz-IV-Empfänger und Menschen, die Hilfe zur Grundsicherung erhalten, zu den Berechtigten. Ein Erwachsener dürfe maximal über 900 Euro Einkommen im Monat verfügen und ein Zweipersonen-Haushalt über 1400 Euro.
Am Ausgabetag holen sich in der Schopenhauerstraße um die 140 Menschen ihre Nummern ab. „Dazu kommen am Nachmittag noch einmal 30 bis 40 ohne Nummern“, berichtet Schüttel. Zu den Bedürftigen gehören allein in der Innenstadt 80 Kinder. Für diese holen die Eltern die Waren ab.
Weitere Ausgabestellen befinden sich im Bürgerhaus am Schlaatz und im ökumenischen Gemeindezentrum im Kirchsteigfeld. Wie Maria Conze berichtet, sei die Situation am Schlaatz unbefriedigend, weil die Nutzung im Jugendklub des Bürgerhauses zeitlich eingeengt sei. „Bisher hat die Suche nach einem neuen Standort keinen Erfolg gehabt“, berichtet sie. Der versprochene Raum in der Schilfhof-Kaufhalle sei nach der Entscheidung von Rewe für einen neuen Markt weggefallen. „Jetzt gibt es eine Offerte für den Bisamkiez, aber entschieden ist das noch nicht’“, sagt Conze.
„Die Bereitschaft Geld zu spenden hat abgenommen“, heißt es in einem Aushang in deutscher, russischer und französischer Sprache am Tor in der Schopenhauerstraße. Die Konsequenz: Jeder Tafel-Kunde muss seit November einen Euro bezahlen. Proteste gab es nicht. „Unsere Kunden wollen sich finanziell an der Tafel beteiligen“, berichten Reinhold und Schüttel.
Und Maria Conze erwähnt, dass durch den Obolus der Tafel-Kunden bereits ein Drittel der Kosten gedeckt werden kann. Das Geld werde dringend gebraucht, um Heizung, Wasser, Benzin und anderes zu bezahlen. Die Waren kämen ausschließlich aus Spenden. „Der Warenstrom ist nicht geringer geworden“, sagt Irmgard Schüttel.
Günter Schenke
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