Landeshauptstadt: Kühn(e) Pläne für die Alte Fahrt
Junger Architekt plädiert für Haveluferbebauung bis zur Burgstraße
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innenstadt - Man kann die Empörungswelle förmlich schon heranrauschen hören. Der Potsdamer Christopher Kühn, der mit seinen Vorschlägen zur Gestaltung des Landtagsschlosses für viel Aufsehen sorgten (PNN berichteten), wagt sich nun auf noch verminteres Terrain.
Der junge Architekt Kühn und sein Mitstreiter Olaf Mauge hatten am Mittwochabend zum Stadtschloss-Vortrag in die Versöhnungskapelle der Garnisonkirche geladen. Mehr als 100 Interessierte waren erschienen und warteten gespannt auf die neuesten Ideen der engagierten Potsdamer. Der Paukenschlag erfolgte jedoch erst kurz vor Schluss: Man dürfe, so Kühns These, die künftige Haveluferbebauung nicht hinter dem Alten Rathaus enden lassen. Um die alte, an Venedig erinnernde Wirkung der Alten Fahrt wieder erlebbar zu machen, greift Kühn daher auf die alten Vorbilder zurück und schlägt eine terrassenförmig abgestufte Wohnbebauung mit pergolaartigen Wandelgängen entlang eines Uferwegs entlang der Alten Fahrt vor. Die Gebäude sollen sich am Schinkelschen Stil italienischer Villen orientieren und mit großzügen Innenhöfen ausgestattet sein.
Auf Unmut oder gar Widerstand stießen die Vorschläge beim Publikum nicht, dennoch reißt Kühn mit seinem Vorstoß alte Wunden auf. Bekanntlich stand eine Bebauung der Alten Fahrt bis zur Burgstraße schon im Zuge der Abstimmung über den Landtags-B-Plan auf der Tagesordnung, scheiterte damals aber am Veto der Stadtverordneten. Vor allem die Linke wollte damals die Interessen der Bewohner des Zentrums Süd gewahrt wissen. Deren Blick auf Havel und Freundschaftsinsel würde durch eine neue Bauzeile unweigerlich verstellt.
Perspektivisch stellt Kühn allerdings auch das Zentrum Süd selbst zur Disposition. Vielleicht „2032“ könne man das Viertel schleifen und die historischen Straßenfluchten wiederherstellen. Auch die Sanierung der Rosa-Luxemburg- und der Nachbarschule sei nicht zwingend nötig. Diese Gebäude könnten laut Kühn ebenfalls Wohnungen weichen. Einen ausgefeilten Entwurf will der Architekt bis Ende Mai präsentieren.
Kühn und Mauge wollen die Vorschläge vor allem als Anregung zur Diskussion verstanden wissen. Kritik übten sie an der geplanten Verbreiterung des Stadtschloss-Innenhofes. Dies würde den „goldenen Schnitt“ des Gebäudes zerstören. Beide plädierten für einen Wiederaufbau von etwa 15 „Leitbauten“ um das Stadtschloss herum. Dazu zählten etwa das Gebäude der Deutschen Bank am Standort des Reisebüros in der Friedrich-Ebert-Straße, des Palais Barberini und das Palast-Hotel am Fuße der Langen Brücke. Kühn mahnte die Stadt, die alte Kaiserstraße zwischen Platz der Einheit über den heutigen Staudenhof zum Fortunaportal in ihrem alten Verlauf wiederherzustellen. Diese Verbindung habe eine wichtige Blickbeziehung zum Stadtschloss geschaffen. Die Stadt plane, den Verlauf der Straße leicht abzuändern, so Kühn. Damit sei eine „wichtige Sichtachse in Gefahr“, kritisierte er. pee
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