Sport: „Kulis hat sofort eingeschlagen“
Thomas Kandler über die bisherige Saison des Zweitligisten Turbine Potsdam II
Stand:
Herr Kandler, der von Ihnen trainierte Frauenfußball-Zweitligist Turbine Potsdam II geht mit 29 Punkten aus 12 Spielen als Tabellenführer in die Winterpause – war das so geplant?
Nein, planen kann man so etwas wohl nicht. Unser Ziel war Platz eins bis drei, aber niemand konnte davon ausgehen, dass wir als Spitzenreiter überwintern. Schön ist dabei, dass wir alle unsere Heimspiele gewinnen konnten.
Turbine II kann nicht aufsteigen. Warum wollen Sie trotzdem ganz oben bleiben?
Der Tabellenerste wird vom DFB als Meister geehrt. Das sollte Motivation genug sein, zumal wir das noch nie schafften.
Ihre Elf hat nur einmal – am zweiten Spieltag in Herford – verloren und beim USV Jena II und bei Werder Bremen jeweils unentschieden gespielt. Worauf führen Sie diese Dominanz in der bisherigen Saison zurück?
Wir sind die spielerisch beste Mannschaft in unserer Liga, obwohl wir nicht in jedem Spiel hundertprozentig überzeugt haben. Unser großes Manko war, dass wir oft eine gute und eine schwache Halbzeit hatten. Dadurch kamen auch die beiden Unentschieden zustande, die im Nachhinein ärgerlich sind, weil wir dort Punkte verschenkt haben. Und beim Herforder SV kann man verlieren, zumal wir zu diesem Zeitpunkt als Mannschaft noch nicht so gefestigt waren wie später, als wir uns steigerten.
Am fünften Spieltag hat Turbine II mit einem 15:1-Heimsieg über den damaligen Tabellen-Vorletzten Mellendorfer TV ein Ausrufezeichen gesetzt. Hatten Sie vorher schonmal so ein Spiel erlebt?
Nein. 2005/06 hatten wir zweimal 8:0 gewonnen. Dieses 15:1 ist schon etwas Besonderes, man sollte es aber auch nicht überbewerten. An dem Tag funktionierte bei uns alles. Da haben wir zur Pause schon 11:0 geführt und beim Gegner ging so gut wie gar nichts.
Mit Stefanie Draws, Daniela Löwenberg, Monique Kerschowski, Sandra Wiegand, Sandra Starke und Lidija Kulis hatten Sie auch Spielerinnen aus Turbines Erstliga-Kader zur Verfügung. Welchen Anteil haben Sie am bisherigen Erfolg?
Einen großen, denn sie sind bei uns die Leistungsträger. Das erwarten wir aber auch von Bundesliga-Spielerinnen. Natürlich müssen sie eine entsprechende Einstellung mitbringen, und das klappte im Saisonverlauf immer besser.
Die Bosnierin Lidija Kulis ist mit zwölf Treffern Ihre bislang torgefährlichste Spielerin vor Erica Dillmann, die achtmal traf.
Lidija Kulis, die ja neu in Potsdam ist, hat sofort eingeschlagen. Sie ist eine für die zweite Liga sehr starke Spielerin, die für die erste Liga aufgebaut werden soll, ein guter Linksfuß ist und athletisch alles mitbringt.
Mit Vanessa Müller rückt jetzt eine Ihrer Mittelfeldspielerinnen in Turbines Erstliga-Kader auf. Was sagen Sie dazu?
Das ist für uns sehr erfreulich. Sie hat sich nach einem Jahr Anpassung in dieser Saison weiterentwickelt und ist in ihren Leistungen viel stabiler geworden.
Für den Rest dieses Jahres ruht der Spielbetrieb in Liga zwei – haben Ihre Spielerinnen jetzt schon frei?
Nein, wir werden noch bis zum Mittwoch nächster Woche trainieren, erst dann ist frei. Am 9. Januar beginnen wir mit der Vorbereitung auf die weitere Saison. Für diese Zeit steht bisher ein Testspiel am 12. Februar in Sandersdorf gegen den Erstligisten Lok Leipzig fest. Weitere Vorbereitungsspiele sind noch in der Planung, beispielsweise gegen den Erstligisten USV Jena. Dafür suchen wir derzeit eine Spielstätte, zu der beide Mannschaften nicht so weit fahren müssen.
Das Interview führte Michael Meyer
Thomas Kandler (39) ist Landestrainer des Fußball-Landesverbandes Brandenburg für den weiblichen Bereich und trainiert seit 2005 den Frauenfußball-Zweitligisten Turbine Potsdam II.
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