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Landeshauptstadt: Kulisse Luisenplatz
Der aktuelle Fernsehspot von McDonald’s wurde in Potsdam gedreht – trotz Problemen in der Stadt
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Innenstadt - Ein junger Mann hat es sich auf einer Bank an einem Stadtplatz bequem gemacht. Die Bäume sind grün, die Sonne scheint, es ist Sommer. Im Hintergrund ist eine Filiale der Fastfood-Kette McDonald’s zu erkennen, neben dem Mann eine Tüte derselben. Voller Vorfreude holt er daraus einen Burger und tut einen ersten, herzhaften Biss, als er merkt, dass er unter Beobachtung steht.
So beginnt der aktuelle Fernseh-Spot von McDonald’s, ein 30-Sekünder, der seit Sonntag vor allem auf den privaten Sendern in ganz Deutschland sehen ist. Die meisten Zuschauer werden kaum registrieren, auf welchem Platz in welcher Stadt die Bank steht, doch die Potsdamer werden es sehen: Der junge Mann genießt seinen Burger am Potsdamer Luisenplatz – erkennbar nicht nur an den umstehenden Gebäuden und dem Brunnen, sondern auch an der Bepflanzung und den vergitterten Tiefgaragenzugängen.
Die Pressestelle der McDonald’s-Zentrale Deutschland mit Sitz in München bestätigt den Drehort. „Uns ging es darum, in einem urbanen und offenen Umfeld zu drehen, dafür war der Luisenplatz bestens geeignet“, sagte ein Sprecher am Montag auf PNN-Anfrage. Und das, obwohl es dort gar keinen McDonald’s gibt – die Filiale wurde eigens montiert.
Überhaupt entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass McDonald’s ausgerechnet Potsdam auserkoren hat – schließlich war die Brandenburger Landeshauptstadt stets ein schwieriges Pflaster für die Fastfood-Kette. Bis heute gibt es in der ganzen Innenstadt nur eine einzige Filiale, nämlich den kleinen McExpress in der Brandenburger Straße. Der Plan, einige Häuser weiter in der Nummer 25 einen größere Filiale zu errichten, war Anfang der 1990er-Jahre sogar zum Politikum geworden. Als McDonald’s eine Bauvoranfrage stellte, hatte der damalige SPD-Baustadtrat Detlef Kaminski promt die rote Karte gezeigt: „McDonald’s ist für mich keine Kultur“, sagte er damals. Nach seinen Vorstellungen sollten sich die Leute „ihren Big Mac höchstens“ in den Potsdamer Neubaugebieten, am Stadtbahnhof, maximal noch in der Yorckstraße „einpfeifen“. Er bevorzuge chinesische oder thailändische Küche und assoziiere mit McDonald’s schlicht „gestresste Väter mit verwöhnten Bälgern“.
Tatsächlich ist McDonald’s bis heute – abgesehen von der Mini-Filiale in der Brandenburger Straße – nur am Bahnhof und in eher außerhalb gelegenen Vierteln vertreten: am Horstweg im Stadtteil Schlaatz, in der Fritz-Zubeil-Straße in Babelsberg-Süd sowie im Stern-Center im gleichnamigen Stadtteil.
Offenbar kein Grund für die Kette, Potsdam als Drehort abzulehnen. Beobachtet wird der junge Mann, der seinen Burger auf dem Luisenplatz isst, in dem Filmchen übrigens von drei sogenannten lebenden Statuen, die das aktuelle Motto von McDonald’s „Stars of America“ verkörpern: der Mond-Pionier Neil Armstrong, die Schauspielerin Marilyn Monroe und die Freiheitsstatue. Letztere hat offensichtlich großen Hunger, kann den Blick kaum vom Burger wenden und schluckt das im Munde zusammenlaufende Wasser hinunter – Statue hin oder her. Als der junge Mann das nächste Mal den Blick hebt, ist der Sockel, auf dem die Figur eben noch stand, leer, die nächste Einstellung zeigt alle drei „Stars of America“, wie sie hinter der Bank stehen und nach dem Burger gieren. Zum Schluss erliegen die drei – wie soll es anders sein – der Verlockung und kehren selbst in eine McDonald’s-Filiale ein. Welche das ist, ist nicht zu erkennen. Am Luisenplatz kann sie jedenfalls nicht sein. K. Wiechers (mit thm)
K. Wiechers (mit thm)
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