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Vollendete Tatsachen: Kulka: „Ich bin da machtlos“

Landtagsschloss ohne Kupferdach und Seiteneingänge – die Landesregierung kommuniziert vollendete Tatsachen und die Bürger begehren auf.

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Kein Kupferdach, keine seitlichen Durchgänge: Während die Bürgerinitiative Mitteschön am kommenden Mittwoch noch zugunsten eines Kupfer- statt eines Zinkdaches für den neuen Landtag demonstrieren will, kommuniziert die Landesregierung gegenüber den PNN vollendete Tatsachen. Dass das Landtagsschloss ein Dach aus Titanzink erhalten wird, stehe fest, teilte der Sprecher des Finanzministeriums Thomas Vieweg mit: „An der Entscheidung ist nicht zu rütteln.“ Und mehr noch: Die Baufirma BAM habe bereits den Auftrag für das Zinkdach an einen Subunternehmer „bindend erteilt“, informierte der Sprecher am Freitag. Mitglieder von Mitteschön und Stadtschlossverein glauben dagegen, dass in der Frage Zink oder Kupfer erst Mitte November die letzten Würfel fallen, da erst Ende Januar 2012 die Rohbauphase beendet und mit dem Dachbau begonnen werde. Der Architekt des neuen Potsdamer Landtages, Peter Kulka, sagte den PNN, er bedauere den Verzicht auf das Kupferdach sehr, es sei jedoch „nicht finanzierbar“.

Auch die von Kulka zunächst in Aussicht gestellten baulichen Vorkehrungen für eine spätere Schaffung seitlicher Tordurchgänge zum Innenhof des Landtages wird es nicht geben. Er habe das vermitteln wollen, „der Aufwand wäre relativ gering gewesen“, sagte der Architekt, doch „der Auftraggeber hat klar gesagt, er will sie nicht und damit gibt es sie nicht“. Kulka: „Ich bin da machtlos.“

Doch trotz dieser Niederlagen verteidigt Kulka, der bereits den Dresdner Landtag schuf, das Potsdamer Landtagsprojekt: „Wir kämpfen um Qualität an allen Ecken und Enden.“ Es werde keineswegs „eine brutale Kiste“.

Auf den Wegfall selbst einer baulichen Option für seitliche Eingänge reagierte Mitteschön-Protagonist Hans-Joachim Kuke gestern mit Enttäuschung. Der Landtagsbau werde „abgeriegelt“, öffentliche Veranstaltungen dadurch extrem erschwert. Kuke: „Das ist ein Rückschlag für die offene Demokratie und nicht zeitgemäß.“ Es breche sich eine „Beton-Mentalität“ Bahn, die „keine Rücksicht auf die Zukunft nimmt“. Die Landesregierung hatte den Wegfall der Durchgänge mit dem hohen Raumbedarf begründet, den ein gemeinsames Parlament von Berlin und Brandenburg nach einer Länderfusion habe. Kulka hatte in Vorträgen jedoch bauliche Vorbereitungen für eine mögliche spätere Realisierung der Durchfahrten angeregt. Für Mitteschön-Mitglied Kuke machten diese Durchgänge den historischen „Schloss-Block“ einst „zu einem originären Teil der Innenstadt“. Nun entstehe ohne Not „ein Klotz“ mit einer Kantenlänge von 160 mal 120 Metern.

Ein Verzicht auf das Kupferdach könnte nach Ansicht des Potsdamer Architekten Christian Wendland neben ästhetischen und städtebaulichenAbstrichen auch bauliche Probleme mit sich bringen. Zwar hatte die Baufirma BAM Expertenstimmen einholen können, wonach das Kupferdach der Nikolaikirche keinen Einfluss habe auf ein Landtagsdach aus Zink, da die Entfernung zwischen beiden Bauten zu groß sei. Anders verhält es sich Wendland zufolge mit dem Fortunaportal, dessen Gesimsabdeckungen aus Kupfer sind. Wendland: „Da fällt das kupferionisierte Regenwasser vom Portal auf das Zinkdach der Seitenflügel und wird es zerstören.“ Wendland appelliert auch aufgrund der längeren Haltbarkeit für Kupfer. Während das Kupferdach des Alten Rathauses seit 1905 hält – 106 Jahre bisher – habe er 1969 daran mitgearbeitet, das alte Zinkdach der Friedenskirche abzudecken. „Nach 64 Jahren“, so Wendland, „da war es aber schon zehn bis 15 Jahre undicht“. Wie Horst-Dieter Weyrauch von der Friedensgemeinde gestern mitteilte, habe die Schlösserstiftung die erneute Dachsanierung der Friedenskirche für die Jahre 2015 bis 2017 in ihrem Masterplan.

Für ein Kupferdach spricht sich auch der Potsdamer Architekt Günther Vandenhertz aus, einer der Gutachter des Landtags-Wettbewerbs. „Das Dach ist Teil der Fassade“, argumentiert Vandenhertz und fragt, ob die Kupfermehrkosten von 1,6 Millionen Euro nicht von den Zinsen der 20 Millionen Euro bezahlt werden könnten, die SAP-Milliardär Hasso Plattner für die Wiedererrichtung der Knobelsdorff-Fassade vor drei Jahren spendete.

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