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Von Guido Berg: Kulka verteidigt die BAM

Architekt des Landtages: Cottaer Sandstein für die Knobelsdorff-Fassade / Treppenhaus als „Raum der Transformation“

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Innenstadt - Während viele Potsdamer die Ruhe auf der Landtagsbaustelle beargwöhnen, ist die Wirklichkeit vermutlich besser als sie den Anschein hat: „Man muss vermeiden, dass die BAM immer nur der Böse ist“, sagte der Architekt des Landtagsschlosses, Peter Kulka, am Donnerstagabend während einer Veranstaltung der Bürgerinitiative Mitteschön in den Räumen der Garnisonkirchenausstellung. Wie Kulka informiert, habe sich der Baukonzern von ihm überzeugen lassen, für die Rekonstruktion der historischen Knobelsdorff-Fassade „den Sandstein zu nehmen, der gewesen ist: Cottaer Sandstein“. Dieser auch „Mittelquader“ genannt Stein findet sich im Elbetal im Westen des Elbsandsteingebirges. Benannt ist er nach dem Dohmaer Ortsteil Cotta, einem Abbaugebiet des Steins. Die kulturelle Bedeutung des Sandsteins aus Cotta ist hoch, berühmte Bildhauer benutzten und benutzen ihn. Verbaut wurde er beispielsweise im Potsdamer und im Berliner Stadtschloss, im Berliner Pergamonmuseum und im Dresdner Zwinger.

Während der Tiefbau auf der Landtagsbaustelle noch auf sich warten lässt, haben längst die Arbeiten für die Restaurierung noch vorhandener Teile des ehemaligen Stadtschlosses begonnen. Kulka und Saskia Hüneke, Kustodin der Skulpturensammlung der Schlösserstiftung, erklärten sich hocherfreut, dass die BAM die Sächsischen Sandsteinwerke in Pirna mit der Restaurierung der so genannten Spolien beauftragt hat. Es handele sich „um eine ausgewiesene Fachfirma“, erklärte Saskia Hüneke. Der Abtransport von Fassadenteilen aus dem Schirrhof der Stiftung habe bereits begonnen. Kulka zufolge werden in Pirna wesentliche Teile, die fehlen, ergänzt. Verletzungen aber sollen erfahrbar bleiben. Das Landtagsschloss werde „keine schöne Puderdose“, so, „als sei nichts gewesen“. Kulka: „Nur so bin ich angetreten, nur so bekommt ihr Gebäude Identität.“

Wie der Architekt beschrieb, sind derzeit viele Rekonstruktions- und Detailentscheidungen zu treffen. Das sei „eine ungeheure Mühsal kompetenter Leute“. Als Beispiel nannte er die Engelstreppe an der Außenfassade, deren historisches Geländer „den heutigen Bestimmungen in keinster Weise gerecht“ werde. Im Vertrag zwischen Land und BAM stehe jedenfalls „nur ein ganz einfaches Geländer“. Der Architekt sagte: „Wir haben noch nicht alle Probleme gelöst.“

Ausführlich begründete Kulka seine Pläne für das Knobelsdorffsche Treppenhaus. Die Kuppel sei nicht mehr vollständig herstellbar, da das vierte Geschoss in den Kuppelraum „hineindrückt“. Kulka verwies auf den enormen Raumbedarf für den Landtag. Dennoch werde das Treppenhaus ein „Raum der Transformation“ sein, der benötigt wird, um „aus der opulenten Außen- in die schlichtere, moderne Innenwelt zu kommen“. Vier historische Figuren werden im Treppenhaus „so platziert, wie sie aufgefunden wurden“. Ferner werde das noch halb erhaltene Geländer wieder eingebaut beziehungsweise „authentisch nachgebaut“. Saskia Hüneke nannte das gerettete halbe Originalgeländer „eine Kostbarkeit, die nicht im Depot verschwinden sollte“.

Abschließend brach Kulka eine weitere Lanze für den niederländischen Baukonzern BAM. Der Plenarsaal des Landtages werde ein ovales Deckenfenster erhalten, kein eckiges. „Glauben Sie mir“, erklärte der Architekt, „es ist die teurere Lösung“.

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