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Links und rechts der Langen Brücke: Kultur als Kerngeschäft?

Peer Straube über die Probleme des Kulturstandortes Schiffbauergasse und einen Betreiber, der sich nicht aufdrängt

Von Peer Straube

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Nun also die Pro Potsdam. Vielleicht ist es ein logischer Schritt, die Verantwortung für das Marketing der Schiffbauergasse in die Hände jenes Unternehmens zu legen, deren Tochter Sanierungsträger seinerzeit die Entwicklung des Kulturstandortes oblag. Sollte es zu dem Deal kommen, muss man der Pro Potsdam ein glücklicheres Händchen wünschen als es der Sanierungsträger hatte – entgegen aller Beteuerungen ist bekanntlich genau das eingetreten, wovor die Kulturträger am Standort immer gewarnt hatten: Das Areal, nach der Wende erblüht unter den kreativen Ideen der Kulturschaffenden, die ihre Visionen mit ebenso viel Erfolg wie Herzblut verwirklichten, ist totsaniert worden. Für 100 Millionen Euro.

Am schlimmsten ist es im Sommer, wenn die Theater Pause haben. Tagsüber verirrt sich gelegentlich ein Tourist dorthin, erstaunt und entzückt über die Schönheit des alten Industriegeländes, die eindrucksvollen Bauten bewundernd, ohne aber ihr Innenleben zu kennen. Seit nunmehr sechs Jahren hat die Stadt es nicht vermocht, ein klares Konzept zu entwickeln, wie sich dieser Zustand ändern kann und soll. Die Amtszeit einer Kulturbeigeordneten ist über dieses Problem hinweggegangen und unter ihrer Nachfolgerin ist es noch immer ungelöst.

Für viel Geld hatte die Stadt ein Marketingkonzept in Auftrag gegeben, das letztlich nur aufzeigte, was eigentlich sowieso auf der Hand lag: Es gibt zu wenig Freizeitangebote, viel zu wenig Gastronomie und wer, wie es Touristen gerne tun, auch ein paar Souvenirs einkaufen will, findet nichts, wo er solche Gelüste befriedigen kann. Diese Missstände zu beheben, empfahl das Gutachten einer renommierten Kölner Agentur ebenso, wie das Areal mit mehr kulturellen Großevents im Jahr aufzupeppen. Zweieinhalb Jahre liegt auch dieses damals stark bejubelte Papier inzwischen wieder in der Schublade. Eine Ausschreibung wurde abgebrochen, nachdem es nur zwei Bewerber gegeben hatte – einer davon war die Pro Potsdam. Aber ist das sinnvoll?

Dass das Unternehmen die Aufgabe überhaupt stemmen will, muss verwundern. Zu ihren Kerngeschäften gehört der Betrieb eines Kulturstandortes ganz sicher nicht. Zudem hat die Pro Potsdam bereits mit dem Sportpark Luftschiffhafen eine ähnlich gewaltige Aufgabe am Hals. Stadt und Stadtpolitik sind gut beraten, dies vor einer Entscheidung zu bedenken.

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