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Landeshauptstadt: Kultur im Exerzierhaus

Anfang 2004 kauften die Opolka-Brüder alte Kasernen und hatten große Pläne – das Projekt ist gescheitert

Stand:

Bornstedter Feld - Ein Amphitheater mit 200 Sitzen, ein Theatersaal mit bis zu 600 Plätzen, ein Programmkino und Aktionsflächen als Kulturfläche im Allgemeinen – die Pläne der Zwillingsbrüder Harald und Rainer Opolka klangen wie ein Märchen für die damals selbst ernannte Kulturhauptstadt Potsdam. Im Februar vor zwei Jahren kauften die Solinger Unternehmer Teile der ehemaligen Roten Kaserne, darunter das Exerzierhaus, und ein mehr als 20 000 Quadratmeter großes Grundstück samt Waldgebiet aus dem Bestand des Entwicklungsträgers Bornstedter Feld. Ziel war die private Entwicklung zu einem Kulturstandort, einer „kleinen“ Konkurrenz zur Schiffbauergasse. Seit einigen Wochen nun gelten die Opolka-Pläne auch offiziell als Luftschlösser – das Gebäude steht wieder zum Verkauf. Für 990 000 Euro – etwas weniger als sie einst dafür bezahlt haben – wollen sie sich von ihren Potsdam- Träumen lösen.

Bis zu sechs Millionen Euro wollten die Opolka-Brüder in Potsdam investieren, in einen Kulturstandort nördlich der Innenstadt. Allein der Kauf des Exerzierhauses schlug mit 1,1 Millionen Euro zu Buche. Das etwas später dazu gekaufte Gebäude – zu Militärzeiten eine Kraftfahrzeug-Reparaturhalle – erwarben die Brüder für 330 000 Euro. „Wir wollen die Halle nicht im Sinne von Kommerz betreiben“, beteuerte Harald Opolka in einem Gespräch mit dieser Zeitung im Oktober 2004. Auf dem großen Freigelände, der 1200 Quadratmeter großen Exerzierhalle sowie dem zweiten Gebäude sollten kleinere Veranstaltungen, nicht etwa „Massenabfütterung“, durchgeführt werden. Jedoch sprachen die bereits vorhandenen Detailplanungen eine andere Sprache: Ein Saal mit 400 bis 600 Sitzplätzen war in Planung, mehr als im inzwischen eröffneten Hans Otto Theater am Tiefen See. Opolka wollte zwei- bis dreimal pro Saison Theateraufführungen durch Gastensembles organisieren. Ein Off-Theater mit freien Persönlichkeiten, die sich in die Politik einmischen. Auch Kunstwerke – vor allem Lichtkunst – sollten in und an dem Gebäude präsentiert werden. Diese Konzeption entstand im Firmeninteresse der Solinger. Sie planten, das Exerzierhaus und den künftigen Park ausschließlich mit ihren Spezial- Leuchten zu illuminieren. Das Anliegen der Brüder ging über die Kultur im engeren Sinne hinaus und umfasste Bildung und Philosophie. Und Politik.

Warum die Pläne für einen kulturellen Konkurrenz-Standort zur Schiffbauergasse nicht weiter verfolgt werden? Harald und Rainer Opolka wollten sich dazu nicht äußern. Auch an anderen Anlaufstellen des Solinger Unternehmens wollte man über das „Privatvergnügen“ der Zwillinge nichts sagen. In Potsdam wird derzeit allerdings nicht davon ausgegangen, dass es Kostengründe für die Entscheidung gibt. Die eigene finanzielle Situation stellte Harald Opolka vor zwei Jahren rosig dar: Das Unternehmen „Zweibrüder Optoelektronics“ – eine der führenden Unternehmen auf dem Sektor der LED-Metall-Lampen – habe 2002 und 2003 etwa 27 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Daher hätte man sich das Engagement leisten wollen. Pläne sind erarbeitet, Finanzierungen aufgestellt und Gutachten eingeholt, ein Bauantrag jedoch nie gestellt worden. Jedoch hat sich der Bereich in den Roten Kasernen und dem Entwicklungsgebiet Bornstedter Feld in den letzten Jahren nicht wie erwartet entwickelt. Wie Geschäftsführer Horst Müller-Zinsius unlängst erklärte, sei der Bereich nordöstlich des Volksparkes – Standort des Exerzierhauses – ein Bereich, deren Entwicklung auf sich warten lasse. Selbst für die an dem Standort geplante Schule gebe es keinen Bedarf, weil es keine Zuzüge gegeben habe. Die Einrichtung wird bekanntlich in den kommenden beiden Jahren nahe der Pappelallee errichtet.

Die Perspektive des Standortes sei laut Entwicklungsträger dennoch nicht abgehakt – das bisherige Projekt schon. Der Zeitpunkt der geplanten Eröffnungsfeier (Frühjahr 2006) ist inzwischen verstrichen, der Grundstein nie gelegt. Das Kapitel Kulturstandort Rote Kasernen ist seit dem Spätherbst 2006 dennoch beendet.

Wer einen bisher nicht verwirklichten Architektur-Entwurf für die PNN-Serie „Luftschlösser“ vorschlagen möchte, meldet sich unter Tel.: (0331) 2376 134, Fax: (0331) 23 76 300 oder per E-mail an lokales.pnn@pnn.de.

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