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ATLAS: Kulturfrevel

Der Abriss des Hauses Dietz in der Potsdamer Kurfürstenstraße ist wohl nicht mehr abzuwenden. Die letzte Hoffnung etwa der Anwohner war ausgerechnet der sumpfige Untergrund, mit dem die Menschen in dem Viertel leben müssen: Würde die sehr teure Wasserhaltung den Bau einer Tiefgarage so extrem verteuern, dass sich das Vorhaben wirtschaftlich nicht mehr rechnet?

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Der Abriss des Hauses Dietz in der Potsdamer Kurfürstenstraße ist wohl nicht mehr abzuwenden. Die letzte Hoffnung etwa der Anwohner war ausgerechnet der sumpfige Untergrund, mit dem die Menschen in dem Viertel leben müssen: Würde die sehr teure Wasserhaltung den Bau einer Tiefgarage so extrem verteuern, dass sich das Vorhaben wirtschaftlich nicht mehr rechnet? Der neue Investor umgeht das Problem nun, in dem er die vorgeschriebenen Stellplätze ins Erdgeschoss verlegt. Eine Garage auf Erdniveau brachte darauf noch einmal kurz den Potsdamer Gestaltungsrat auf die Barrikaden, der sich in Augenhöhe der Passanten etwas anderes wünscht als Luftlöcher für die Autoabgase. Letztlich setzte sich aber der Investor mit dem Argument durch, von außen würde alles so gestaltet, als sei es keine Garage. Für den Fall, dass es eines Tages keine Nachweispflicht für Stellplätze mehr gibt oder keiner der Hausbewohner mehr ein Auto hat, könne die erste Etage – anders als eine Tiefgarage – zum Zweck der Wohnnutzung umgebaut werden. In der fokussierten Betrachtung ist das nicht einmal eine schlechte Lösung. Doch wer gedanklich aufblendet, der wird erkennen, dass der Abriss eines der wenigen Zeugnisse des Neuen Bauens einen Kulturfrevel darstellt.

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