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Kunst im Kulturhaus. Zur Feier trat Pan Panazehs verrückter Zirkus auf.

© A. Klaer

Von Günter Schenke: Kulturhaus Babelsberg restauriert

Gestern feierliche Wiedereröffnung / Arbeiten kosteten insgesamt 1,2 Millionen Euro / Tresor mit historischen Dokumenten geöffnet

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Der vergessene Wand-Tresor im Kulturhaus Babelsberg, den jetzt ein Handwerker mit schwerem Gerät öffnete, enthielt weder Gold noch Wertsachen. Das Geld für die Renovierung des Hauses musste der Kommunale Immobilienservice (KIS) selbst beschaffen. Wie KIS-Werkleiter Bernd Richter mitteilte, waren das insgesamt 1,2 Millionen Euro, davon stammen 85 Prozent aus dem Konjunkturpaket II des Bundes.

Der alte Rathausturm an der Rudolf-Breitscheid-Straße 24 gibt dem Stadtteil seinen architektonischen Halt. Ohne dieses Bauwerk wäre das Babelsberger Zentrum gleichsam gesichtslos. Nach zehnmonatiger Renovierung des Inneren feierte die Arbeiterwohlfahrt (AWO) gestern die Wiedereröffnung. Als „Kulturleuchtturm“ bezeichnete Dietrich Wiemer das Wahrzeichen. Als Mitarbeiter der Stadtkontor GmbH leitete Wiemer die Bauarbeiten. „Das meiste ist äußerlich nicht zu sehen“, sagt der Fachmann. Dazu gehörten die Einrichtungen zum Brandschutz, der behindertengerechte Ausbau und die fachgerechte Verlegung der Stromleitungen. Rollstuhlfahrer und Kinderwagenschieber können das Gebäude über den Hof per Fahrstuhl betreten. Der Behindertenbeauftragte der Stadt Karsten Häschel hebt hervor, dass es nun ein Gebäude „für alle“ sei, was leider noch nicht überall verwirklicht sei. „Wir haben keine Luxus-Sanierung gemacht“, betont Wiemer. Allerdings sei dort, wo es sichtbar war, der Denkmalschutz beachtet worden. So erhielten die lasierten Türen mit ihrer grünen Umrandung ihr altes Aussehen. Bei den Fenstern musste neben den historischen Gesichtspunkten der Wärmeschutz berücksichtigt werden. Glanzpunkt ist das neugotische Treppenhaus mit dem mächtigen Geländer aus Stein.

Die Kulturhaus-Geschichte des als Rathaus der Gemeinde Nowawes errichteten Gebäudes geht auf das Jahr 1956 zurück. Auf Beschuss des Rates des Bezirkes Potsdam wird das Gebäude zu einem Klubhaus umgestaltet. 1974 erhielt es den Namen „Herbert Ritter“, nach dem im Alter von 17 Jahren von einem Faschisten ermordeten Nowaweser Mitglied des kommunistischen Jugendverbandes.

Der AWO-Bezirksverband übernahm im Sommer 2005 die Trägerschaft über das Kulturhaus, das sich nach der Wende zu einem Stadtteil- und Bürgerzentrum entwickelt hatte. Hier sind eine Reihe von Vereinen, unter anderem die Kunst- und die Singschule, die Stadt-Spiel-Truppe sowie der Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf beheimatet. Die Geschäftsführerin des AWO-Bezirksverbandes Angela Basekow erwähnte, dass die Bauarbeiten bei laufendem Betrieb aller Einrichtungen des Kulturhauses stattgefunden haben. Dazu gehört auch die „Andere Kinderbetreuung“, eine Art Hort, in dem die Kinder nach dem zeitlichen Bedarf der Eltern beaufsichtigt werden.

Die Pläne für das Backsteingebäude mit seinem grün glasierten Dachziegel-Schmuck lieferte der Potsdamer Architekt Julius Otto Kerwien (1860-1907), der auch Baumeister der einstigen Synagoge am heutigen Platz der Einheit war. Die Einweihung fand am 19. Januar 1900 statt. Dietrich Wiemer ermittelte aus alten Unterlagen die damaligen Baukosten. Sie betrugen 195 000 Mark.

Und der Tresor? Zeitzeugin Margot Gust hatte dem stellvertretenden Kulturhausleiter André Böhm dessen Existenz verraten. Die ehemalige Finanzverantwortliche bei der Abteilung Kultur wusste, dass ein Mitarbeiter vor mehr als 50 Jahren den Schlüssel verloren hatte. Nach der Öffnung der aus Stahl und Beton bestehenden Tresorwand kamen alte Dokumente und Fotos sowie die ersten Plaketten der Parkfestspiele Sanssouci ans Tageslicht.

Günter Schenke

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