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Aus dem GERICHTSSAAL: Kundendaten missbraucht und Briefkästen manipuliert

Bewährungsstrafen für junge Betrüger / Gericht ging von gewerbsmäßigem Handeln aus

Stand:

Das Geld auf dem Sparbuch, das die Eltern als Überraschung zum 25. Geburtstag von Marcel M.* angelegt hatten, ging zur Schadensregulierung drauf. Immerhin darf der 22-Jährige nun hoffen, dass ihm sein Freund und Mittäter Fabian F.* (23) die Hälfte der Summe, die das geprellte Kreditinstitut einzog, ersetzt. Schließlich heckten sie gemeinsam den Plan aus, Kundendaten und Kontoverbindungen, die Marcel M. aus seiner Tätigkeit im Callcenter kannte, für eigene Zwecke zu nutzen. Das Duo bestellte zwischen dem 16. September und dem 10. November 2008 Waren für rund 21 000 Euro im Internet, verwendete dafür die von Marcel M. heimlich kopierten Daten. Bezahlt wurde mit gefälschten Überweisungsträgern bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse. Die Pakete mit teuren Handys, Spielekonsolen, Navigationsgeräten oder Fernsehern ließen sie an Scheinadressen liefern. Allerdings klappte der Coup nur in zwölf von 46 Fällen. So lag der tatsächliche Schaden lediglich bei 6784 Euro. Gestern wurden die geständigen Potsdamer vom Schöffengericht wegen gewerbsmäßigen vollendeten sowie versuchten Betruges und Urkundenfälschung zu Bewährungsstrafen von jeweils einem Jahr und acht Monaten verurteilt. „Wir haben Briefkästen leer stehender Häuser in der Anna-Seghers-Straße, der Reiherbergstraße in Golm und der Drewitzer Straße mit den entsprechenden Namen präpariert. Dann haben wir im Auto auf die Lieferung gewartet. Die ist meistens nach drei bis vier Tagen erfolgt“, erzählte Marcel M. freimütig. „Wenn der Lieferschein im Kasten lag, haben wir die Sachen von der Post abgeholt und später bei Ebay verkauft.“ Den Erlös von rund 4000 Euro habe man sich geteilt. Am 10. November setzte die Polizei ihrem Treiben ein Ende. „So etwas wird nicht wieder vorkommen“, versicherte der Angeklagte.

„Ich hatte Schulden. Erst haben wir nur rumgeflachst, wie wir zu Geld kommen könnten. Dann hat sich der Plan verselbständigt. Zweimal ging es gut, nach dem dritten Mal wollten wir aufhören“, beteuerte Fabian F. „Später ist mir bewusst geworden, dass wir Leute, die vielleicht auch Geldprobleme hatten, geschädigt haben.“ Inzwischen – so der Angestellte – spare er jeden Cent, um seinen Teil des angerichteten Schadens bei Marcel M. „abzustottern“. „Der eigentliche Fehler liegt bei der Sparkasse“, kritisierte der Verteidiger von Fabian F. „Die Daten waren nicht besonders geheim. Interessant ist die Unterschrift.“ Offenbar habe sich keiner der Mitarbeiter die Mühe gemacht zu prüfen, ob die Signatur auf dem jeweiligen Überweisungsträger mit der hinterlegten Unterschrift des Kontoinhabers übereinstimmt. (*Namen geändert.) Hoga

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