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Missbrauchsvorwürfe: Kündigung angefochten

Mitarbeiterinnen des Internats der Sportschule wehren sich erfolgreich am Arbeitsgericht

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Potsdam - Der Umgang mit den Missbrauchsvorwürfen am Internat der Potsdamer Elite-Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“ wird am Potsdamer Arbeitsgericht verhandelt. Dort haben drei Mitarbeiterinnen des Wohnheims Klage gegen ihre Kündigung eingereicht. Eine konnte die Entlassung nach Gerichtsangaben bereits in eine Abmahnung umwandeln. Am Donnerstag erhielt eine weitere Kollegin, die frühere Vize-Chefin des Hauses, ein Urteil in ihrem Sinne. „Die Kündigung wurde für unwirksam erklärt“, sagte Arbeitsgerichtsdirektorin Hilde Fuhrmann auf PNN-Anfrage. Details zur Urteilsbegründung wurden zunächst nicht bekannt. Die kommunale Luftschiffhafen GmbH als Betreiber des Internats wollte sich zu dem laufenden Verfahren gestern nicht äußern.

Der Gewaltverdacht an der Sportschule am Luftschiffhafen-Gelände hatte auch bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Wie berichtet hat die Staatsanwaltschaft inzwischen Anklage gegen zwei 16-jährige Schüler wegen Nötigung und gefährlicher Körperverletzung erhoben, weil die Nachwuchshandballer des VfL Potsdam sich im vergangenen September an zwei 13 und 14 Jahre alten Mitschülern vergangenen haben sollen. Für Bestürzung sorgte nicht nur der Vorwurf, sondern auch, dass die Betreuer, denen sich die Opfer anvertrauten, nichts weiter unternommen hatten. Die Arbeitgeber der Erzieherinnen – bei einer ist das die Stadt, bei den anderen die Luftschiffhafen GmbH – legt das Verhalten als Kündigungsgrund aus. Nach zwei erfolgreichen Klagen läuft nun noch ein letztes Verfahren.

Unterdessen hat das Bildungsministerium eine weitere Panne im Umgang mit dem Fall eingeräumt. So habe das bestehende Hallenverbot für die mutmaßlichen Täter „in einem Fall“ nicht funktioniert, sagte Ministeriumssprecher Stephan Breiding auf Anfrage. Wer dafür verantwortlich ist, könne er aus Personenschutzgründen nicht sagen. Nach PNN-Informationen soll es sich um den Handball-Lehrertrainer der Schule handeln – der auch mit dafür verantwortlich sein soll, dass Informationen zu einem früheren Gewaltdelikt eines der Angeklagten zurückgehalten wurden – vor der Lehrerkonferenz, die mit Mehrheit entschieden hatte, die angeklagten Schüler in der Schule zu belassen. Eine PNN-Anfrage zu dem Thema hat der Trainer bisher nicht beantwortet.

Zugleich erklärte Breiding, das Bilddungsministerium wolle ein mutmaßliches Opfer des Übergriffs, dass die Elite- Schule „auf Wunsch seiner Eltern“ inzwischen verlassen hat, bei der Suche nach einer neuen Sportschule unterstützen. Auch in seiner früheren Schule sei der Junge „jederzeit willkommen“. Mobbing gegen den Schüler, etwa als „Verräter“ an der Sportschule und ihrem Image, habe es nach Bekanntwerden der Vorwürfe nicht gegeben, so Breiding – und schränkte ein: „Nach Kenntnis des Ministeriums “. HK

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