Landeshauptstadt: Kündigungen am Klinikum?
Betriebsrat verhandelt über Sozialplan / Neue Aufnahmestation / 56 Maßnahmen in McKinsey-Plan
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Innenstadt - Bekommen Mitarbeiter des Potsdamer Klinikums bald Kündigungen? Ausschließen will das derzeit weder die Geschäftsführung noch der Betriebsrat des Klinikums Ernst von Bergmann. Für die rund 2000 Mitarbeiter sei ein Sozialplan aufgelegt worden, sagte Geschäftsführer Wilhelm Kahle auf PNN-Anfrage. „Wenn der Betriebsrat den Sozialplan akzeptiert, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach ohne betriebsbedingte Kündigungen gehen“, so Kahle.
Soweit sind die Mitarbeiter-Vertreter allerdings noch nicht. „Wir stehen am Anfang und sind in Verhandlungen“, sagte Betriebsrats-Chefin Astrid Stolle. Ohne Änderungen im von der Geschäftsführung vorgelegten Plan werde es allerdings kaum eine Zustimmung des Betriebsrats geben. Dennoch sei sie zuversichtlich, Kündigungen vermeiden zu können, so Stolle. „Der Sozialplan kann Mitarbeitern, die freiwillig aufhören wollen, eine Vergütung dafür sichern.“
Aufgestellt wurde der Sozialplan im Zuge des so genannten Transformationsprogramms, das nach Untersuchung des Klinikums durch die Unternehmensberatung McKinsey aufgestellt worden ist. Die Ziele des Programms sind in einem Vertrag mit der Stadt – dem Gesellschafter des Klinikums – festgeschrieben. Danach sollen bereits in diesem Jahr drei Millionen Euro Gewinn gemacht werden, dies wird laut Kahle erreicht; im Jahr 2010 sollen es insgesamt 16,3 Millionen Euro Gewinn und Ersparnis sein. Dazu habe das Klinikum 56 Maßnahmen in fünf Modulen aufgestellt, so Geschäftsführer Kahle. Dazu gehört die zentrale Aufnahmestation, die seit vergangener Woche in Betrieb ist. Sie soll die Wartezeiten in der Rettungsstelle verringern und Bettenengpässe auf den Stationen vermeiden. Mit einer Telefon-Hotline könnten Patienten von niedergelassenen Ärzten sofort überwiesen werden – so würden auch die Kapazitäten des Klinikums mit rund 1000 Betten gleichmäßiger ausgelastet. Den Ärzten sollen demnächst sechs „Codierassistenten“ bei der Schreibarbeit helfen; für Behandlungen wurden so genannte „clinical pathways“ entwickelt: Eine Standardisierung von medizinischen Leistungen, mit der Doppeluntersuchungen vermieden werden sollen. Durch den Beitritt des Klinikums in eine Einkaufsgemeinschaft könne zudem von Einsparungen in Höhe von „mindestens zehn Prozent im gesamten Sachmittelbereich“ ausgegangen werden, sagte Kahle. Regelmäßig werden außerdem Patientenbefragungen durchgeführt. Die ersten Ergebnisse seien erfreulich: Die Freundlichkeit der Ärzte und des Pflegepersonals werde als gut, die Speiseverpflegung als sehr gut eingeschätzt.
Zu Einsparungen trage auch die Gründung der Potsdamer Gesundheits-Servicegesellschaft (PGS) bei, so Kahle, die seit 1. Januar 2006 als hundertprozentige Klinikum-Tochter arbeite. 50 neu eingestellte Mitarbeiter hätten mit der PGS Reinigungsdienste und klinische Hilfsarbeiten übernommen. Geld werde dadurch gespart, so Kahle, dass sie nicht nach Bundesangestelltentarifvertrag (BAT) bezahlt würden.
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