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Landeshauptstadt: Kunst auf der Brache

In einer Baulücke in der Gutenbergstraße findet an diesem Wochenende das „Localize-Festival“ statt

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Eine Brache mitten in der Innenstadt, versteckt hinter einem Bauzaun: In der Gutenbergstraße 24 versammeln sich am Freitagmorgen die ersten neugierigen Passanten und versuchen, einen Blick auf das unscheinbare Gelände zu erhaschen. Dahinter wird Großes vorbereitet. Denn in dem klaffenden Loch inmitten der Häuserzeile wird an diesem Wochenende Kultur geboten.

Zehn Kunst- und Kulturschaffende machen aus dem 240 Quadratmeter großen Ödland einen Ort der Kreativität. Unter dem Motto „Hier entsteht“ feiert das „Localize-Festival“ nunmehr seine siebte Ausgabe. Nach 30 Jahren wird die Baulücke in der Innenstadt wieder belebt. Mit ihrem szenisch-musikalischen Programm zeigen die Festivalgründerin Anja Engel und ihr Team, welches Potenzial in vielen scheinbar unwirtlichen Flächen der Stadt steckt.

Die Vorbereitungen laufen am Freitagvormittag auf Hochtouren. An der einen Ecke werden silber- und goldfarbene Luftballons aufgeblasen und zu einer riesigen Girlande zusammengefügt, an der anderen wird die Getränkekarte zusammengestellt. Überall packen junge Künstler mit an, um den Ort mit Kultur zu füllen.

Bereits am gestrigen Freitagabend eröffnete die Münchner Band Aloa Input mit ihrer experimentellen Popmusik das Festival. Auf der Brandschutzmauer des Nachbarhauses flimmerten Kurzfilme. Es ging um abstrakte Themen wie die Verwertung des Raumes, den Mut zur Lücke, philosophiert wurde auch über die Kraft des Ungeplanten. Heute und morgen öffnet die Baulücke jeweils um 11 Uhr ihre imaginären Tore und verbindet unter anderem Café, Theater, Ausstellung, Kunst und Musik. „Da kann es dann schon mal ein bisschen lauter werden“, sagte Pressesprecherin Elena Arbter. Die Anwohner hätten damit jedoch kein Problem. Viele von ihnen würden seit Tagen gespannt das bunte Treiben vor ihrer Haustür beobachten.

Die Idee für das „Localize-Festival“ sei in einem Studentenseminar entstanden. Angehende Medienwissenschaftler der Universität Potsdam hätten das Konzept vorgelegt. „Wir wollten durch ein gemeinsames Konzept die studentische Kultur noch besser mit der Stadt verbinden“, so Arbter. Dabei war es den Studierenden besonders wichtig, mitbestimmen zu dürfen, was im Stadtraum passiert. Seit 2011 führt das Festivalteam nun die Tradition unabhängig von der Universität weiter.

Dass das Festival jedes Jahr den Ort  wechselt und dieses Jahr auf der Bau-Brache stattfindet, habe zwei Gründe: „Zum einen wissen wir gar nicht, wohin wir sonst sollen, zum anderen ist das natürlich auch Kritik und kreativer Umgang mit dem Ist-Zustand der Stadt“, sagt die Festivalgründerin Engel. Die Stadt hätte nämlich immer noch viel zu wenig nutzbare Räume anzubieten. So haben die Macher des Festivals in den vergangenen Jahren schon in die trockene Mulde des noch nicht wiederhergestellten Stadtkanals, die ehemalige Landesbibliothek oder den Bahnhof Pirschheide kreative Köpfe geholt. Das diesjährige Veranstaltungsgelände gehört der Münchner Immobilienfirma Thamm und Partner, die für die nächsten Jahre eine Wiederbebauung der Brache in der Gutenbergstraße plant.

Wer am Wochenende über die Brache mit ihren temporären Kunstwerken schlendern will, zahlt keinen Eintritt. „Wir möchten, dass jeder Zugang zu der ungenutzten Fläche hat“, sagt die Pressesprecherin des Festivals. Alles andere würde dem Konzept widersprechen.

Weitere Informationen zum Programm unter www.localize-potsdam.de

Mareike-Vic Schreiber

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