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Teilprojekt der „Grünen Bioraffinerie“ geht noch 2004 in Betrieb
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Teilprojekt der „Grünen Bioraffinerie“ geht noch 2004 in Betrieb Ein ganz neues Feld zur industriellen Herstellung von Kunststoffen eröffnen derzeit die Forscher des Instituts für Bioaktive Polymersysteme in Teltow-Seehof. Mit einer ihrer neusten Entwicklungen wird es möglich, die Umweltverschmutzung, die unter anderem durch riesige Müllberge von Verpackungen verursacht wird, zu minimieren. Ein Schwerpunkt des Instituts ist die Erforschung und Entwicklung von nachhaltig ökologischen „Grünen Bioraffineriekonzepten und -produkten“, vor allem im Bereich der Polymere. Als „Grüne Bioraffinerie“ werden umwelt- und ressourcenschonende Technologien zur umfassenden stofflichen und energetischen Nutzung und Verwertung von nachwachsenden Rohstoffen, wie beispielsweise Grünpflanzen, bezeichnet. Ein solcher Industriebetrieb stellt neben den Produkten einer herkömmlichen Erdölraffinerie, unter anderem auch Öle, Süßstoffe, Essigsäure, Zitronensäure und Kraft- und Brennstoffe wie Ethanol und Butanol her. Aktuell ist das Institut für Bioaktive Polymersysteme dabei, in Kooperation mit dem Futtermittelwerk Selbelang einen Teil der Grüne Bioraffinerie technisch zu konzipieren und umzusetzen. Noch in diesem Jahr soll in dem Trockenwerk eine mechanische Presse installiert werden. Somit werde dann erstmals seit Beginn des Projektes 2001 die Nutzung des Konzepts im industriellen Maßstab erfolgen, so die Sprecherin des Instituts für Bioaktive Polymersysteme, Birgit Kamm. Aus Luzerne, Gras und anderen krautigen Pflanzen wird dann der so genannten Presskuchen hergestellt. Aus diesem können Pappe, Papier aber auch Füll- und Dämmstoffe produziert werden. Der durch die Pressung aus den Pflanzen gewonnene grüne Saft eröffnet der chemischen Industrie vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Zunächst muss der Saft in seine Bestandteile aufgetrennt werden. Über verschiedenste Trennverfahren werden die enthaltenen Stoffe, wie beispielsweise Zucker, Fette und Proteine separiert. Diese werden mit unterschiedlichen Fermentationsverfahren technisch weiter aufgearbeitet. Ein neues, umweltfreundliches und kostengünstiges Verfahren dient im Rahmen des Projekts „Grüne Bioraffinerie“ der Herstellung von abbaubaren Kunststoffen und ist am Institut in Teltow-Seehof entwickelt worden. Durch die Arbeit der Wissenschaftler ist es möglich, die im grünen Saft enthaltenen Kohlehydrate Cellulose, Stärke und Saccharose in Milchsäure umzuwandeln. Aus der kann der Kunststoff Polylactit hergestellt werden. Das Polymer ist ökologisch abbaubar. In der Natur wird es in etwa fünf Wochen von Bakterien vollständig abgebaut und findet vielfältige Anwendung in der Industrie als Verpackung von Lebensmitteln und in der Medizin als chirurgischer Faden oder Knochennagel. Die Grüne Bioraffinerie wurde bereits im industriellen Großmaßstab erfolgreich in den USA umgesetzt. In Nebraska produziert man auf der Basis von Mais ein Polymer aus Milchsäure. „Jedoch haben wir ein anderes Verfahren für ein neustes, aber ähnliches Polymer entwickelt“, erklärt die Sprecherin des Instituts Birgit Kamm. Das Forschungsinstitut arbeitet bei der Entwicklung und Umsetzung zukünftiger Bioraffinerieprozesse und -produkte, außer mit dem Futtermittelwerk in Selbelang auch mit der Universität Potsdam, mit dem Chemie- und Industriepark Premnitz sowie dem Institut für Agrartechnik Bornim e. V. zusammen. All diese Institutionen sind im Forschungs-, Entwicklungs- und Praxisverbund „Grüne BioRaffinerie Brandenburg“ zusammengeschlossen. Diesen Oktober wird es einen Kongress mit den Mitgliedern des Verbunds und weiteren nationalen und internationalen Gästen geben. Es soll über den aktuellen Stand der Forschung diskutiert werden. Ein solcher Erfahrungsaustausch zwischen Experten sei auch dringend notwendig, wenn man bedenke, dass in spätestens 50 Jahren die Erdölvorkommen erschöpft seien und wir dann dringend Alternativen zur Deckung unseres derzeitigen Lebensstandards benötigen, so die Sprecherin weiter. Mandy Schneider
Mandy Schneider
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