Landeshauptstadt: Kürbisse wachsen heran
Der wöchentliche PNN-Gartentipp
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Der wöchentliche PNN-Gartentipp Von Erhart Hohenstein Kürbisse erleben eine Renaissance. Kaum ein besseres Speiserestaurant, das sie nicht als Süppchen oder Gemüsebeilage anbietet. Das war vor wenigen Jahrzehnten noch anders. Da kannte man fast nur den ähnlich wie Gewürzgurken süß-sauer eingelegten Kürbis. Er wurde in Gläsern sterilisiert und stand den ganzen Winter über als Drohung auf dem Abendbrottisch. So richtig essen mochte ihn niemand, und als ihm vor einigen Jahren selbst der 80-jährige Schwiegervater die Gefolgschaft verweigerte, haben wir die restlichen Gläser still und heimlich entsorgt. Jetzt aber sieht man den Speisekürbis wieder in vielen Gärten. Wer acht bis zehn Samen in die Erde gelegt hat – nicht vor Mitte/Ende Mai, denn im zu kalten Boden verfaulen sie –, kann mit zwei Pflänzchen rechnen, aber die reichen vollauf. Nach dem russischen Sprichwort „Sie spannen langsam an, fahren dann aber sehr schnell“ können sie in kurzer Zeit den halben Garten einschließlich des Zauns überwuchern. Ein Wettbewerb mit dem Nachbarn, wessen Pflanze die meisten Früchte ansetzt, ist nicht zu empfehlen. Je mehr Früchte, desto kleiner bleiben sie. Deshalb sollte man im August, wenn sie etwa tennisballgroß geworden sind, nur zwei oder drei Ansätze und darüber zwei Blätter belassen und alle anderen wegschneiden. Haben sie Fußballgröße erreicht, kann man eine umgedrehte Holzkiste darunter schieben, die den Kontakt mit der feuchten Erde und damit Fäulnis verhindert. Neue bunte Gartenbücher empfehlen einen warmen sonnigen Standort und weisen gleichzeitig auf den hohen Wasserbedarf von bis zu 40 Litern (!) am Tag hin. Außerdem fordern sie einen nährstoffreichen Boden. Als Praktiker bevorzugen wir halbschattige Standorte auf nur leicht mit Humus angereichertem Boden und verbrauchen wesentlich weniger Wasser. Dafür werden wir bestraft, indem unsere Kürbisse nicht die angegebenen 100 Kilogramm (!) Gewicht erreichen. Aber wir tragen schwer genug daran, 20 oder 30 Kilogramm schwere Früchte nach Hause zu schaffen. Süppchen in Ehren, aber wie verwertet man solch einen mittleren Kürbis, der für eine Vier-Personen-Familie viel zu groß ist? Gäste einladen oder dem Nachbarn etwas abgeben, wären Möglichkeiten. Meist aber scheut die Frau des Hauses oder der kochende Vater die damit verbundene Arbeit. Deshalb finden Riesenkürbisse neuerdings als Zierde vor dem Hauseingang Platz. Angeblich halten sie nur bis zu den ersten Nachtfrösten, dann faulen sie. Unsere beiden stattlichen Exemplare lagen bis Dezember vor dem Haus und wandelten ihr Gelb in eine prachtvolle rötliche Herbstfärbung. Auch die „Halloween“-Nachzügler, für die unsere Süßigkeiten nicht mehr ausreichten, zerschmetterten sie diesmal nicht auf der Straße.
Erhart Hohenstein
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