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Bald flügge. Die Falken, beobachtet von der Livecam von Potsdam TV.

© Potsdam TV

Falken-Nachwuchs auf Hermannswerder: Kurz vor dem Abflug

Auf dem Wasserturm auf Hermannswerder sind jüngst fünf Falken geschlüpft. Ab Mitte Juni verlassen sie vermutlich ihr Nest - bereits jetzt wird für die Zeit danach geübt.

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Potsdam - Um langfristig nicht mehr auf den Schnabel zu fallen, proben fünf kürzlich im Wasserturm auf Hermannswerder geschlüpfte Falken für den Ernstfall: den Abflug aus dem elterlichen Nest. Über zwei im Turm installierte Kameras kann man zusehen, wie die Eltern ihren Nachwuchs den ganzen Tag über füttern.

„Hauptsächlich besorgt der Vater die Beute“, erzählt Alain Gamper, der für den Livestream bei Potsdam TV das Treiben beobachtet. „Die Mutter zerlegt die Mäuse in schnabelgerechte Stückchen, der Vater füttert – das ist richtige Zusammenarbeit.“ Die jungen Falken, die überwiegend noch in schneeweißes Gefieder gekleidet sind, müssten zunächst üben, mit Fleischstücken umzugehen, die zu groß sind. Schritt zwei: die Beute selber auseinanderreißen.

Nicht zimperlich

Die Jungtiere werden den entscheidenden Flügelschlag über den Nestrand vermutlich Mitte Juni machen. „Dann fangen sie an, raus zu wollen“, sagt Gamper. „Und dann wird es gefährlich.“ Die Todesrate sei hoch. Jeder vierte Vogel sterbe, weil er noch nicht richtig fliegen könne und gleich beim ersten Versuch abstürze, oder weil er einem anderen Tier zur Beute falle. Dicht aneinandergedrängt hocken die fünf jungen Falken, denen bereits die ersten grauen Federn wachsen, im Nest. „Sie müssen sich jetzt gegenseitig wärmen“, hat Alain Gamper beobachtet. Sie seien bereits zu groß dafür, unter die Fittiche ihrer Mutter zu schlüpfen. Auch bei der Nahrungsaufnahme geht es nicht zimperlich zu: „Die Eltern verteilen die Beute nicht gleichmäßig, sondern stecken sie dem gierigsten Schnabel zu.“ Eines der Jungen gerate immer ins Hintertreffen, erzählt Gamper: „Wenn eines schwächelt, hat es Pech gehabt.“ Bis der Zeitpunkt für den Nestsprung gekommen ist, trainieren die Vögel, Beutestücke zu greifen und bei rasch wachsenden Flügeln ihr Gleichgewicht zu halten. Dabei fallen sie immer wieder auf den Schnabel.

Zwischen dem 14. und 23. April hatte das Falken-Weibchen im Abstand von zwei Tagen jeweils ein Ei gelegt – sechs waren es insgesamt. Am 17. Mai schlüpfte das erste Küken. Eines der Eier liegt immer noch unausgebrütet im Nest. „Daraus wird nichts mehr“, ist sich der Mann von Potsdam TV sicher.

Isabel Fannrich-Lautenschläger

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