zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Kurz vor der Eskalation

Jugendhilfeausschuss will versöhnliches Signal an Jugend/Stadt setzt Mediator ein: „Wir haben verstanden“

Stand:

Sie wollten ein Zeichen setzten. Trotzdem fiel es den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses am Donnerstagabend sichtlich schwer, zielführend auf die jüngsten Ereignisse rund um die Jugendsoziokulturszene zu reagieren. Gregor Voehse, Sozialarbeiter im Fanprojekt Babelsberg 03, warnte vor weiteren zweideutigen Signalen aus Stadtverwaltung und Politik, die von den Jugendlichen missverständlich interpretiert werden könnten. Die derzeit vorherrschende Stimmung trage „Züge einer Eskalation“, sagte er. Der Oberbürgermeister habe auf die Aktionen der Jugendlichen „sehr unsouverän“ reagiert, sagte Hella Drohla (Die Linke). Erst hatte Jann Jakobs die Stadtverordnetenversammlung demonstrativ verlassen, als 40 zum Teil vermummte Jugendliche die Sitzung gestürmt und Rederecht gefordert hatten. Danach erstattete er wegen der eintägigen Besetzung der vor dem Abriss stehenden Skaterhalle Anzeige wegen Hausfriedensbruch. „Die sollte er zurücknehmen“, forderte Drohla. Die Anzeige „blockiert alles“, sekundierte die Ausschussvorsitzende Sigrid Müller. Außerdem habe Jakobs mit seinem Nazi-Vergleich die Jugendlichen „hart getroffen“. Dafür müsse er sich entschuldigen, forderte Sigrid Müller (Die Linke) erneut.

Der Jugendhilfeausschuss sei der falsche Platz für Oberbürgermeisterschelte, erklärte die Jugendbeigeordnete Elona Müller (parteilos). Sie forderte ihrerseits die freien Träger der Jugendhilfe auf, zu vermitteln. „Sie könnten sich auch einmal fragen, wie sie um Verständnis für die Verwaltung werben können“, so Müller. Stattdessen werde wiederholt behauptet, die Jugendsoziokultur in Potsdam breche weg. Dabei arbeiteten Lindenpark und Waschhaus und auch das „Archiv“ – letzteres eingeschränkt – weiter. „Wir haben trotz knapper Kassen keinen Jugendclub geschlossen“, sagte die Beigeordnete. Es wäre in der jetzigen Situation einfach hilfreich, diese Botschaft zu transportieren. Es sei außerdem falsch, die Jugendszene als eine homogene Masse zu verstehen. Sie sei Spiegel unserer Gesellschaft, die immer mehr „individualisiere“, so die Beigeordnete.

„Wir brauchen einen Vermittler“, sagte Andreas Menzel (Bündnis 90/Die Grünen). Bisher seien die Jugendlichen falsch angesprochen worden, vermutet auch Angela Basekow, Geschäftsführerin des AWO-Bezirksverbandes. Noch vor 15 Jahren hätten die Gesprächsangebote funktioniert, „heute fühlen sich die Jugendlichen nicht ernst genommen“, so Basekow. Deshalb müsse jetzt das Signal lauten: „Wir haben verstanden und wir wollen eine Lösung.“ Dem pflichtete die Mehrheit des Ausschusses bei. Verwaltungsintern sei man auch schon so weit, sagte die Jugendbeigeordnete Müller. Ihre Pläne gingen in die gleiche Richtung. „In vierzehn Tagen können wir mehr sagen“, so Elona Müller. N. Klusemann

N. Klusemann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })