Landeshauptstadt: Kurz zum Bäcker ohne Gurt

Verkehrswacht schult junge Fahrer im Schlaatz Christian ist tot. 19 Jahre war er alt, als er im April 2004 in der Nähe von Potsdam mit seinem blauen Seat Ibiza gegen einen Baum knallte. Die Schüler im Oberstufenzentrum stehen gestern vor dem zerquetschten Wagen des Jugendlichen. „Krass!“, ruft die 21-jährige Katharina: „Da liegt ja noch der Schal.“ Sie zeigt auf den schmutzigen blau-weiß-roten Fußbalschal, der aus dem Autowrack baumelt. Die Mitarbeiter der Deutschen Verkehrswacht haben den Wagen in den Hof der Berufsschule gestellt. Er soll die Jugendlichen aufrütteln, sie für das Thema Fahrsicherheit sensibilisieren. Denn Autofahrer unter 24 Jahren verursachten 2004 im Stadtgebiet Potsdam 829 Verkehrsunfälle. 137 Personen wurden dabei verletzt - so viele wie in keiner anderen Altersgruppe. Darum veranstaltet die Deutsche Verkehrswacht im Oberstufenzentrum im Schilfhof die zweitägige „Aktion Junge Fahrer“ mit einem Reaktionstest, Lehrfilmen, einem Mopedparcours und eben dem Unfallwagen. So richtig zu beeindrucken, dass in diesem Auto ein junger Mensch gestorben ist, scheint es aber kaum jemanden. Dem 23-jährigen Ramon Fröhlich sei zwar bewusst, dass er „an einem Baum landen“ könnte, aber manchmal stehe er nun mal unter „Zeitdruck“, sagt er direkt neben dem Seat. Die Lehrerin der Berufsschulklasse plaudert mit einer Kollegin und bemerkt gar nicht, dass Klaus Detje von der Deutschen Verkehrswacht gerade erklärt, warum Christian in den sicheren Tod gerast ist: Er war nicht angeschnallt. Katharina hat bereits selbst einen Unfall verursacht. Trotzdem sei sie oft ohne Sicherheitsgurt unterwegs: „1000 Mal hat die Polizei mich deshalb schon angehalten!“ Damit die Azubis begreifen, wie gefährlich das ist, können sie auf dem Gurtschlitten einen simulierten Crash bei elf Kilometern pro Stunde am eigenen Leib erleben. Der 23-jährige Mike Didschun macht den Crashtest. Anschnallen sei schon wichtig, meint er danach: „aber auf so kurzen Strecken wie zum Bäcker vergess“ ich“s.“ just