Sportstadt Potsdam: Kurze Wege für den langen Atem
Potsdam ehrt seine Olympiateilnehmer mit einem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt
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Innenstadt - Mit einem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt hat Potsdam seine 14 Olympia-Teilnehmer geehrt. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) würdigte die Athleten als Aushängeschild des Potsdamer Sports. Ihr Erfolg sei ein Beleg für das gute System aus Leistungszentren, Trainern, Förderern und motivierten Sportlern, das in Potsdam geschaffen worden sei. Potsdamer Athleten waren in den Sportarten Kanu, Leichtathletik, Schwimmen sowie im Modernen Fünfkampf bei den Olympischen Spielen in London vertreten.
„Potsdam ist eine Sportstadt, weil wir erfolgreiche Sportler haben“, sagte Jakobs während der Ehrung im Vorfeld des Kanalsprints. Grundlage des Erfolges sei auch eine intensive Unterstützung der Stadt, des Landes und des Bundes sowie ein funktionierendes Netzwerk von Förderern und Sponsoren. „Wir haben in Potsdam Strukturen für einen erfolgreichen Sport, um die uns viele beneiden“, befand Jakobs. Die dafür nötigen Investitionen seien gut ausgegebenes Geld, sagte er im Glanz von drei olympischen Gold- und einer Silbermedaille, die Potsdamer Sportler aus London mitbrachten. Diese Bilanz mache den Olympiastützpunkt am Luftschiffhafen zum erfolgreichsten Leistungszentrum Deutschland.
Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) nannte Brandenburg ein außergewöhnliches Sportland mit Potsdam als würdiger Landeshauptstadt. Mit der Sport-Eliteschule, Trainingsstätten, Sponsoren aus der Wirtschaft sowie der Bundes- und Landespolizei als Ausbildungsträger sei eine Sportfamilie entstanden, die hinter den Erfolgen der Olympioniken stehe.
Kanutin Franziska Weber, die in London Gold und Silber gewonnen hatte, führte ihren Erfolg auch auf ihr leistungssportliches Umfeld zurück. „So gute Bedingungen wie in Potsdam findet man nirgendwo anders in Deutschland“, lobte die 23-Jährige. Ob für spezifisches Kanutraining oder alternatives Schwimm- oder Lauftraining: „Hier passt alles“, sagte Weber. Zudem ermögliche ihr die Fachhochschule, an der sie Bauingenieurswesen studiert, den nötigen Freiraum für ihren Sport.
Auch Peter Kretschmer schätzt die „kurzen Wege“ in Potsdam, die ihm den langen Atem verschaffen, um es bis auf den Olympiathron zu schaffen. Mit seinem Vereinskameraden Kurt Kuschela holte der 20-Jährige in London im Zweier-Canadier sensationell Gold. „Internat, Schule, Trainingsstätte, Ärzte, Physiotherapeuten – alles liegt nah beieinander“, nennt er einen Grundstein des Erfolges.
Dass auch Trainingsfleiß und -schweiß dazugehören, erklärte Geher Christopher Linke einem neugierigen Jungen, der ihn mit Fragen löcherte. „Mein größtes Trainingspensum bislang liegt bei 260 Kilometer in einer Woche“, berichtete er seinem staunenden Zuhörer.
Ob er damit den Nachwuchs begeistert kann, wird sich zeigen. „Erstmal werden es dünne Jahre“, prognostiziert Jürgen Höfner, Chef des OSC Potsdam und Trainer im Modernen Fünfkampf. „In den jungen Jahrgängen kommen derzeit keine Athleten nach“, warnt er, während die erfolgreichen Kanuten wie Weber, Kretschmer und Kuschela die Olympischen Spiele 2014 in Rio durchaus im Blick haben. Einzig die vierfache Olympiasiegerin und zehnfache Weltmeisterin Kathrin Wagner-Augustin ist drei Wochen nach London und dem Gewinn der Silbermedaille derzeit hin- und hergerissen. Auf die Frage, ob sie in Rio de Janeiro 2016 dabei ist, antwortete sie: „Ich weiß nicht. Doch. Nein. Ja.“ Das klingt nach Familienrat, der – wie vernommen – in Potsdam besonders groß ist.
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