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Umstritten. AirBnB hat wie hier in New York bereits zu Protesten geführt.

© dpa

Forschung an der FH Potsdam: Kuschelig oder kommerziell: Studenten werten AirBnB-Vermittlung aus

Studenten der Fachhochschule Potsdam haben die Angebote des umstrittenen Vermietungsportals AirBnB untersucht. Die riesigen Datenmengen haben sie in kleine Häppchen verpackt - und interessante Aspekte rausgefunden.

Potsdam - Schon seit dem vergangenen Jahr tobt eine muntere Diskussion um das Vermietungsportal AirBnB. Wird der knappe Wohnraum in Berlin durch AirBnB noch knapper oder ist es ein „Willkommen zu Hause“ bei lokalen Gastgebern, wie die Website des Konzerns verheißt? „Wir wollten es genau wissen und die Diskussion mit Daten unterfüttern“, sagt Jonas Parnow. Eine unabhängige Studie über den Anbieter habe es bisher nicht gegeben und eine genaue Auswertung der frei verfügbaren Daten von unabhängiger Seite auch nicht. Also machten sich die drei Studenten der Fachhochschule Potsdam Jonas Parnow, Alsino Skowronnek und Lucas Vogel daran, die auf der Website des Portals öffentlich zugänglichen Daten auszuwerten (Airbnbvsberlin.de).

Unterkünfte zu Preisen von 10 bis 155 Euro werden bei AirBnB angeboten, Familien- oder WG-Anschluss inklusive. Mit einem durchschnittlichen Mietpreis von 55 Euro sind die Unterkünfte deutlich billiger als Hotelzimmer, deren Durchschnittspreis in Berlin bei 80 Euro liegt. Die Inserenten werben nicht mit dem perfekten Service eines Hotels, sondern mit emotionalen Attributen wie „kuschelig“, „hübsch“, „sonnig“. Die Auswertung der Nutzerdaten lässt allerdings vermuten, dass mit den vermieteten Schlafplätzen auch kommerzielle Interessen verfolgt werden. Ein „Martin“ bietet 44 Mitwohnmöglichkeiten, „Florian und Frank“ mehr als 39 und „Ben“ mehr als 37. „Die Seite verfolgt keine kommerziellen oder verurteilenden Absichten und ist nicht im Auftrag konkurrierender Firmen entstanden“, heißt es hingegen im Impressum von AirBnBvsBerlin. Berlin Mitte, Friedrichshain Kreuzberg und Neukölln sind die Viertel, in denen sich die Angebote konzentrieren. Entsprechend der farbigen Darstellung der Vermietungen in der Grafik sieht es fast so aus, als ob sich Sonnenallee und Torstraße fest in der Hand von AirBnB-Nutzern befinden.

Riesige Datenmengen in kleine Häppchen

„Visuelles Geschichtenerzählen im Datenjournalismus“ ist der Titel des Seminars am Designfachbereich der Fachhochschule Potsdam, in dessen Rahmen das Projekt entstanden ist. „Wir wollten die riesigen Datenmengen in kleine Häppchen herunterbrechen und auf diese Weise anschaulich machen“, erklärt Jonas Parnow. So sei ein Stück „Datenjournalismus“ entstanden, obwohl sich die Studenten an sich nicht als Journalisten sehen.

An der prägnanten Form der Darstellung haben allerdings mittlerweile auch journalistische Anbieter Interesse signalisiert. Gegenwärtig entsteht eine englische Version der Site, denn das Shared-Economy-Angebot AirBnB wird auch in den USA heftig diskutiert. „Gerne würden wir das Projekt länger weiter verfolgen“, sagt FH-Student Parnow. Das Portal selber habe zwar nach der Veröffentlichung mit einer Anfrage reagiert, woher denn die Daten stammen würden. Eine offizielle Reaktion jedoch habe es nicht gegeben.

Drei Monate haben die Studenten an der Darstellung der Daten gearbeitet, die sie an zwei Tagen von der Website des Portals ermittelt haben. Sie haben ein anschauliches Bild davon geschaffen, wie über AirBnB in Berlin Wohnungen vermittelt werden. Vergleiche mit Hamburg, Köln und Frankfurt zeigen, dass auch dort das Vermittlungsportal in gleicher Weise genutzt wird. 

Richard Rabensaat

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