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Landeshauptstadt: Küsschen am Beckenrand

Babyschwimmen in der Schwimmschule „Kugelfisch“

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Er wirkt noch ein wenig zaghaft, fast schon zu vorsichtig, als er den neun Monate alten Anton langsam über die Wasseroberfläche gleiten lässt. Papa Martin ist zum ersten Mal beim Babyschwimmen in der Schwimmschule „Kugelfisch“ mit dabei – als einziger Mann unter sechs Müttern. „Die beiden sind ja noch ganz schön gemütlich unterwegs“, bemerkt auch Mama Julia Rudloff und lächelt. Aufmerksam verfolgt sie die Schwimmstunde hinter der großen Panoramascheibe vor dem Becken und gibt Anweisungen, die nur leider niemand hören kann. Dennoch: Die 28-Jährige nimmt es gelassen und stellt fest: „Er muss da auch einfach erst einmal seinen eigenen Rhythmus finden.“

Dass vor allem die Väter häufig Berührungsängste hätten, sei völlig normal, sagt Brita Oehme, Inhaberin der Babelsberger Schwimmschule. Weil die Körpernähe der Väter zu den Kindern jedoch wichtig sei, veranstalte sie in jeder Schwimmstunde eine kleine Küsschenrunde. „Die Schwimmtrainer sind letztlich auch nur Animateure, die uns Eltern dazu motivieren, mit unseren Kindern aktiv zu werden“, sagt Rudloff.

Seit Oktober des vergangenen Jahres gibt Oehme in der Heinrich-von-Kleist-Straße in Babelsberg zusammen mit ihrem zwölfköpfigen Team rund einhundert Kurse pro Woche – vom Baby- und Kleinkindschwimmen über Aquafitness bis hin zur Schwangerengymnastik. Die Idee, eine eigene Schwimmschule zu gründen, kam Oehme mit der Geburt ihrer heute dreieinhalbjährigen Tochter. Denn die Suche nach einem passenden Babyschwimmkurs für Tochter Lilli erwies sich damals zunächst als schwieriger als gedacht: die Schwimmhallen zu groß, der Geräuschpegel zu hoch, das Wasser zu kalt, Wickelmöglichkeiten kaum vorhanden. Laut Oehme sind die Angebote in Potsdam viel zu wenig auf die Bedürfnisse der Kleinen abgestimmt. Daher habe sie sich bei der Planung der Schwimmschule „Kugelfisch“ immer wieder die Frage gestellt: Was würde ich mir für mein eigenes Kind wünschen? So sollen möglichst kleine Kurse mit maximal acht Teilnehmern eine familiäre Atmosphäre schaffen. Auch Mama Julia hat Kontakte zu anderen Müttern geknüpft. „Es kommt schon mal vor, dass man die ein oder andere vom Kinderarzt wiedererkennt“, sagt Rudloff mit einem Lächeln.

„Qualität und Rahmenbedingungen müssen einfach stimmen“, findet Oehme. „Fühlen sich die Eltern wohl, so sind auch die Kinder gleich viel ausgeglichener.“ Und tatsächlich: Von Babygeschrei und Quengeleien fehlt während des 45-minütigen Kurses jede Spur. In dem 40 Quadratmeter großen Schwimmbecken plätschert angenehm 33 Grad warmes Wasser, die Lautstärke in der Halle wird durch eine Holzdecke gedämpft und Wickeltische gibt es sogar in den Herrenumkleiden. Auch die Größe des Schwimmbeckens spielt laut Oehme eine wichtige Rolle. Kinder bräuchten beim Training ein konkretes Ziel. Der Beckenrand sei für die Kleinen das „rettende Ufer“ und dürfe demnach nicht allzu weit entfernt sein.

„Man muss schon eine gewisse Passion für Kinder haben“, sagt die 43-Jährige. Wer den Job ausschließlich mache, um Geld zu verdienen, sei an der falschen Stelle. Mit ihrer Tochter Lilli teilt Oehme die Leidenschaft zum Wasser. Seit ihrem vierten Lebensjahr betreibt die ehemalige Vertriebsleiterin Schwimmen als Leistungssport. Bereits im Alter von 18 Jahren war sie Jugendschwimmtrainerin. Völliges Neuland betrat Oehme mit der Gründung ihrer eigenen Schwimmschule also nicht. „Nach 20 Jahren kehre ich quasi wieder zu meinen Wurzeln zurück.“ Der Standort in Babelsberg ist für Oehme ideal. Nicht zuletzt wegen der guten Verkehrsanbindung und der vielen Parkmöglichkeiten kämen immer wieder auch Familien aus Stahnsdorf, Kleinmachnow und Zehlendorf. „Außerdem ist Babelsberg der familienreichste Stadtteil in Potsdam“, fügt Oehme hinzu.

Wer am Babyschwimmen teilnehmen möchte, sollte sein Kind direkt nach der Geburt in einer Schwimmschule anmelden, andernfalls sei mit einer Wartezeit von bis zu einem Vierteljahr zu rechnen. Laut Oehme liege das ideale Einstiegsalter zwischen drei und vier Monaten. Sobald die Kleinen das Köpfchen halten können, dürfe es losgehen. Mama Julia sieht das ein wenig anders. Ihren Sohn Anton hat sie erst mit dem neunten Lebensmonat angemeldet. „Die Kinder kriegen in diesem Alter viel besser mit, was passiert, können leichter im Wasser agieren und mit den anderen Kindern kommunizieren“, sagt die 28-Jährige. Der kleine Anton jedenfalls fühlt sich sichtlich wohl und will gar nicht mehr raus aus dem Wasser. Als Einziger planscht er nach der Schwimmstunde noch munter weiter, als alle anderen das Becken längst verlassen. Wie gut, dass Mama und Papa zu Hause eine Badewanne haben.

Mareike-Vic Schreiber

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