Landeshauptstadt: Kutschfahrt ohne Weihnachtsmann
Donnerstag wurde der Weihnachtsmarkt eröffnet: Rathaus will in der Terminfrage 2013 besser vermitteln
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Innenstadt - Stadtgespräch ist der Weihnachtsmarkt schon seit Tagen, seit Donnerstag kann man auch hingehen: Nach heftiger Kritik im Vorfeld wurde der diesjährige Markt eröffnet – erstmals vor dem Ewigkeits- oder Totensonntag. In Vertretung des Oberbürgermeisters gab Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) auf dem Luisenplatz den Startschuss. Nach dem schon traditionellen Anschnitt des fünf Meter langen Riesenstollens aus der Bäckerei Schröter gingen die Gebäckscheiben in Windeseile an das zahlreich erschienene Publikum: „So schnell ging es noch nie“, stellte Bäckermeister Erich Schröter fest.
Klipp war am Nachmittag mit einer Kutsche vor dem Rathaus abgeholt worden – die Tour durch die Brandenburger Straße absolvierte er allerdings ohne den angekündigten Weihnachtsmann. Denn Eberhard Heieck vom Veranstalter Coex befürchtete ein weiteres Fettnäppfchen: Es habe in den Vorjahren schon Kritik daran gegeben, dass der Weihnachtsmann mit in der Kutsche saß und den Kindern nur von oben zuwinkte, sagte er.
Die Diskussion um den Eröffnungstermin, die am Donnerstag vom Handelsverband und von der Landeskirche erneut befeuert wurde, hat nicht nur beim Veranstalter, sondern auch im Rathaus schon zum Umdenken geführt. „Wir hatten keine schlechten Absichten“, versicherte Wirtschaftsförderchef Stefan Frerichs. Er kündigte an, dass es in Zukunft bei der Terminfrage frühzeitig Gespräche mit allen Beteiligten geben werde, „damit wir im nächsten Jahr Einvernehmen und Frieden haben“. An eine einvernehmliche Lösung will der Baubeigeordnete Klipp indes nicht glauben: „Das geht doch gar nicht in Potsdam! Sie können sich hier nur wünschen, von wem Sie kritisiert werden“, sagte er vor dem Rathaus. Auf dem Weg zum Luisenplatz stärkte er sich mit polnischem Schafskäse und italienischem Glühwein. Proteste von Kritikern gab es gestern nicht.
Mit 10- bis 12 000 Besuchern pro Tag rechnet Eberhard Heieck vom Veranstalter Coex nun für die kommenden fünf Wochen – der Markt hat am Totensonntag und Heiligabend geschlossen. Weil es sich um eine Großveranstaltung handelt, hatte Coex erstmals ein Sicherheitskonzept vorlegen müssen – ist damit aber noch in Verzug, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow. Der Betreiber hat demnach bis zum heutigen Freitag Zeit, die notwendigen Nachbesserungen vorzunehmen. Es bestehe aber „keine Gefahr für Leib und Leben“, so der Stadtsprecher.
Die Terminfrage spaltet offenbar auch die Händler: „Ich wusste vorher gar nicht, was Totensonntag ist“, sagte ein Glühweinverkäufer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte: „Ich finde, man sollte die Kirche im Dorf lassen.“ Jürgen Drechsel, der Holzschnitzarbeiten verkauft, kann die Kritik indes verstehen: „Ich wäre auch lieber Sonntag zu meinem Vater auf den Friedhof gegangen und erst am Montag nach Potsdam gekommen“, sagte er: „Aber das haben wir vorher gewusst.“ Bei der PNN-Leserumfrage auf www.pnn.de war das Ergebnis am Donnerstag eindeutig: 78 Prozent – 739 Leser – stimmten gegen die Öffnung des Marktes vor Totensonntag, 100 Leser waren dafür, 108 ist der Termin egal.jaha
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