Landeshauptstadt: KuZe: Studenten warten auf Ministeriumsentscheid
Zwangsversteigerung noch nicht abgewendet. Vorstand des Kulturzentrums ist optimistisch
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Innenstadt - Angesichts der drohenden Zwangsversteigerung des studentischen Kulturzentrums KuZe drängt der Vorstand der Einrichtung auf eine schnelle Entscheidung des Landeswissenschaftsministeriums zugusten eines Verkaufs an das Studentenwerk. „Die Situation ist dringlich“, sagte KuZe-Vorstand Jens Gruschka am Rande des Straßenfestes am Samstagabend den PNN.
Das Objekt in der Innenstadt, das 2004 im Rahmen der „Sozialen Stadt“ als Förderprojekt des Bundes saniert und 2005 eröffnet wurde, ist durch die Insolvenz des Besitzers und eine mögliche Zwangsversteigerung bedroht. Eiegntümer des Hauses ist eine Firma aus dem Umfeld des Berliner Immobilienunternehmers Dietrich Garski, Vermieter ist die Grundwert-Gesellschaft mit Sitz in der Breiten Straße.
„Das KuZe selbst läuft sehr gut“, sagt KuZe-Vorstandsmitglied Jens Gruschka. „Aber die Insolvenz des Eigentümers stellt uns vor Probleme.“ Dabei schien alles in trockenen Tüchern zu sein: Der 2005 geschlossene Mietvertrag hat eine Laufzeit von 25 Jahren und ist äußerst schwer kündbar, zumal das KuZe öffentlich gefördert wurde. Die Insolvenz der Eigentümergesellschaft führt jedoch zu einem Sonderkündigungsrecht – und dass ein Objekt in derart exponierter Lage automatisch Investoren anzieht, ist einleuchtend. „Die kulturelle Nutzung schmälert den Verkehrswert“, so Gruschka. Für einen profitorientierten Eigentümer rechne sich so etwas natürlich nicht, da die öffentliche Förderung mit einer Mietpreisbegrenzung einhergeht.
Die Lösung des Problems besteht in der Hoffnung, dass das Studentenwerk das Objekt kauft – grundsätzlich wäre dieses wie berichtet auch dazu bereit. Allerdings muss das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK) dem Kauf zustimmen und vorher eine Wirtschaftlichkeitsprüfung durchführen: „Der Verwaltungsrat billigt keine Minusgeschäfte“, erläutert Gruschka. Da gehe es auch um eine Menge Dokumente, die eingereicht wurden, Papierkram eben, der brauche seine Zeit. Jens Gruschka hat dafür Verständnis, weiß aber auch, dass die Zeit gegen das KuZe spielt. Man hoffe nun, dass man sich einigen könne, bevor der Komplex in der Hermann-Elflein-Straße auf der Homepage des Zwangsversteigerungsportals ZVG ausgeschrieben werde. „Sobald das Haus online ist, gibt es auch automatisch Interessenten, die sicherlich lieber Luxuslofts als Kultur haben würden“, fürchtet Gruschka. Bisher ist jedoch keine Ablehnung vom MWFK erfolgt, weshalb der Optimismus überwiegt, das KuZe erhalten zu können. Anderenfalls droht der Stadt auch eine Fördermittelrückzahlung in Höhe von fast einer Million Euro.
Das KuZe selbst, welches neben dem Büro des ASta noch das Ekze e.V., den Verein zum Erhalt des Studentischen Kulturzentrums, und den Kunstverein „okev“ beherbergt, hatte am Samstag zum Straßenfest eingeladen. „Cafe Ingwa“ spielten unter dem aufreißendem Himmel, kurz darauf die großartige Leipziger Noiserock-Band „Don Vito“, gefolgt von den Potsdamern „Complete Crap“ und dem Headliner „Tiny Ghosts“. Geschäftsführerin Sabine Finzelberg wünscht sich, dass die Arbeit des KuZe auch die Wertschätzung erfährt, die sie verdient. So einfach könne das Kulturzentrum nicht verschwinden, hofft sie: „Das wäre ja, als ob man ein angefahrenes Kaninchen noch mal überfahren würde.“ Sie fügt hinzu: „Diese Stadt muss verstehen, dass ihre Studenten ein wichtiger Teil der Kultur sind, und nicht nur eine Randerscheinung.“ Oliver Dietrich
Oliver Dietrich
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