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Landeshauptstadt: „Kyrill“ ist vergessen

Sturmschäden durch Neupflanzungen beseitigt

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Die Potsdamer und Berliner Welterbeparks sind die Verluste an Gehölzen, die der Orkan „Kyrill“ vor Jahresfrist verursacht hat, inzwischen ausgeglichen. Dies teilte der stellvertretende Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Dr. Jörg Wacker, auf PNN-Nachfrage mit. „Kyrill“ hatte in den Parks rund 500 Bäume in Mitleidenschaft gezogen, davon 120 entwurzelt oder so stark geschädigt, dass sie gefällt werden mussten.

Die Stiftung hat für 35 000 Euro Gehölze gekauft und bis zum Dezember in den Boden gebracht. Sie dienen nicht allein der Beseitigung der Sturmschäden, sondern auch der Auswechslung überalterter Bäume und der Wiederherstellung verloren gegangener historischer Gartenbilder. Dies ist, wie berichtet, unter anderem am Chinesischen Teehaus geschehen, wo das Umfeld durch die Pflanzung von 569 Gehölzen den von Peter Joseph Lenné nach 1820 geschaffenen hainartigen Charakter zurückerhielt. Dafür wurden Hainbuchen, Wild- und Heckenkirschen sowie Schneeballsträucher in den Boden gebracht. Die nördlichen Parkbereiche von Sanssouci, vornehmlich der seit 2005 wieder seinem ursprünglichen Aussehen angenäherte Sizilianische Garten, wurden um 621 neue Gehölze bereichert, darunter Rhododendron in sieben historischen Sorten. Im Parkteil Charlottenhof wurden 97 junge Bäume gesetzt, so Linden, Ulmen und Pappeln. Auch der Marlygarten an der Friedenskirche erhielt Rosen, Fünffingersträucher, rosablühende Robinien und Kolkwitzien als Nachpflanzung. Dieser sensible, seit 1995 wiederhergestellte Parkbereich verdiene besonderen Schutz, hatte die Gartendirektion erklärt.

Im Neuen Garten kamen zur Erneuerung historischer Parkbilder am Ökonomieweg und der Gärtnereiwiese Strauchgruppen mit insgesamt 364 Exemplaren in den Boden. Dazu zählen Hartriegel, Gewürzstrauch, Pfaffenhütchen, Maulbeeren, Scheinquitten und Hirschholunder. Ebenso wurden die Pfaueninsel um 920 und der Schlosspark Glienicke um 408 Gehölze bereichert.

Gegenüber diesen Zahlen nehmen sich die 31 Kirschbäume historischer Sorten, die im wiedererstandenen Kirschgarten unterhalb der Neuen Kammern gepflanzt wurden, recht bescheiden aus. Jörg Wacker weist jedoch darauf hin, dass der Anbau von Obst im friderizianischen Sanssouci eine wichtige Rolle gespielt hat. Dies soll den Besuchern wieder vemittelt werden. Neben der Erneuerung des Kirschgartens ist Obstanbau auch an der Bildergalerie sowie auf dem Winzerberg und dem Klausberg vorgesehen, die mit Hilfe von Vereinen rekultiviert werden.

Bei den Neupflanzungen gehen die Gartendenkmalpfleger von historischen Gartenplänen aus, die in der Plankammer der Stiftung archiviert sind. Mittels Satellitennavigation wurden die Standorte für die 2800 im Frühjahr und die 3115 von Oktober bis Dezember gesetzten Gehölze exakt ermittelt und am Boden markiert. Für die Auswahl der Arten und Sorten werden die ursprünglichen Pflanzlisten herangezogen. Wo sie nicht mehr erhalten sind, greifen die Gärtner auf Gehölze zurück, wie sie für die Entstehungszeit der Anlagen typisch waren. Dabei arbeiten sie mit Baumschulen zusammen, die sich auf die Aufzucht und Vermehrung historischer Sorten spezialisiert haben. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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