Landeshauptstadt: „Lähmungsinstanz“ Potsdam
Einigkeit bei prominent besetzter Runde zur Stadtentwicklung „von unten"
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Einigkeit bei prominent besetzter Runde zur Stadtentwicklung „von unten" Die Potsdamer Projektgruppe „Stadtleben – Leben in der Stadt", eine vom Theodor-Heuss-Kolleg der Robert-Bosch-Stiftung geförderte Initiative, führte am Mittwoch eine erstaunliche Vielzahl von Akteuren zusammen, um Vorstellungen von Stadtentwicklung zu diskutieren. FH-Professoren, die Stadtverordneten Saskia Hüneke und Lutz Boede, Vertreter des Sanierungsträgers und eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung. Sie alle teilten eine für Potsdam offenbar typische Frustrationserfahrung mit der Bürokratie. Da ist der Vertreter eines Wohnprojektes, der seit drei Jahren vergeblich in der Stadt ein passendes Objekt sucht. Er berichtet von kräftezehrenden Ausschreibungsverfahren, die von einem Verein kaum zu bewältigen wären. Architekturprofessor Ludger Brands von der FH Potsdam macht sich seit dem Versanden seiner Vorschläge zum Potsdamer Masterplan, einer Studie zur Wiedergewinnung einer harmonischen und lebendigen Innenstadt, auch keine Illusionen mehr und spricht unheilvoll von „gewissen Lähmungsinstanzen" in der Stadt. Sein ehemalige Rektor und Kollege, Professor Knüppel, erkennt ein „Selbstverständnisproblem", da die Stadt ihre Bauherrenfunktion nicht wahrnehme. Stattdessen würde der Investor gefragt werden, wie wohl etwas auszusehen könne. Die untere Denkmalschutzbehörde sei der „kaiserliche Imperativ" der Stadtentwicklung. sagt Renate Brandis, die sich für das Einhornhouse in der Bäckerstraße einsetzt, einem Appartementhaus in einem barocken Innenstadtgebäude. Auf ihrer Baustelle hätte die Behörde einen fatalen Baustopp verhängt, jetzt ist der Dachstuhl ungesichert. „Es muss nur die richtige Böe kommen, dann gibt es Tote", warnt sie. Investoren, die Gutes wollten, wären gegangen. „In Potsdam wird man kaputt gemacht.“ Bezeichnend, dass während all dem Kummer die Vertreterin der Verwaltung jeweils zustimmend nickt. Dass die Innenstadt durchaus das Potenzial für eine partizipatorischere Stadtentwicklung hat, sieht Prof. Gerhard Buck von der FH durch seine jüngste Studie bestätigt. Ein Drittel aller Innenstadtbewohner würde sich gerne in den Gestaltungsprozess einbringen, sogar 40 Prozent aller Gewerbetreibenden. Als Lösungsweg böte sich an: für die Verwaltung ein Querschnittsamt für Sanierung, für die Bürgerbeteiligung eine moderierte Innenstadtkonferenz mit Ombudsfunktion, eine Art „Klagelinde". M. Hassenpflug
M. Hassenpflug
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