zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Land: Keine Brücken-Tiefenprüfung

ViP: Neue Trambrücke notwendig / Kritiker bezweifeln Nutzen für den ÖPNV

Stand:

Innenstadt - Der Verkehrsbetrieb Potsdam (ViP) sieht den Neubau der Trambrücke parallel zur Langen Brücke als „deutliche verkehrliche Verbesserung“ für die Stadt an. Das sagte ViP-Geschäftsführer Martin Weis gestern auf Nachfrage. Er wolle jedoch nicht auf die Aussagen der Fraktion Die Andere vom Vortag reagieren: „Die Behauptungen entbehren jeder Grundlage“, so Weis. Wolfram Meyerhöfer, für die Fraktion im Beirat Potsdamer Mitte vertreten, hatte am Dienstag vor Journalisten gesagt, die Grundlagen für die erstellte Wirtschaftlichkeitsuntersuchung der Brücke sei „manipuliert und modelliert“. Er wolle sich mit seinen Erkenntnissen an den Fördermittelgeber wenden und das seiner Ansicht nach strittige Vorhaben weiter kritisch hinterfragen.

Wie berichtet, ergab die vom Landesamt für Bauen und Verkehr (LBV) erbetene Kosten-Nutzen-Rechnung für den Bau der neuen Brücke einen leicht positiven Nutzen für die Potsdamer. Damit sei die Förderfähigkeit des insgesamt mehr als zehn Millionen Euro teuren Neubaus im Zuge der Baufeldfreimachung für den Landtagsbau am Alten Markt gewährleistet. Die neue 14 Meter breite Brücke für Busse und Bahnen sowie Radfahrer und Fußgänger wurde damit gerechtfertigt, dass dann weniger Autos unterwegs sein werden und damit die Brücke einen volkswirtschaftlichen Gewinn darstelle.

Der Antrag auf Förderung des Neubaus liegt inzwischen beim LBV. Wie der zuständige Sprecher Lothar Wiegand gestern sagte, werde die Kosten-Nutzen-Berechnung nun geprüft. Jedoch sei es nicht Aufgabe der Landesbehörde, die dafür zu Grunde liegenden Daten auf Plausibilität zu untersuchen. Wer diese für falsch hält, müsse sich an die Stadt beziehungsweise den Auftraggeber der Untersuchung wenden, so Wiegand. Grundsätzlich gebe es die Aussage der Landesregierung, die Stadt bei der Rückgewinnung der Mitte zu fördern. „Wir sollen die Stadt beim Bau einer Trambrücke unterstützen“, so Wiegand. Was nicht heißen soll, dass der Antrag blindlings durchgewunken werde, fügte der Sprecher an. Wenn der Antrag jedoch den Förderkriterien entspreche, stehe der Zuwendung nichts im Wege. Das Landesamt hatte bereits im Vorfeld das Vorhaben als grundsätzlich förderfähig bezeichnet.

ViP-Geschäftsführer Weis sagte, das Verkehrsunternehmen habe den Fördermittelantrag gestellt und sei daher vom Nutzen der Brücke, die Teile der Freundschaftsinsel überbauen würde, überzeugt. Das Gutachten selbst wollte Weis gestern jedoch nicht kommentieren. Dies sei im Auftrag des Verkehrsbetriebes entstanden und unautorisiert an die Öffentlichkeit gelangt. In der Analyse vom November 2005, die inzwischen leicht überarbeitet wurde, wird sogar von einer geringfügigen Verschlechterung für den Tramverkehr ausgegangen. Denn die Bahnen fahren weitere Wege als bisher und bräuchten etwas länger. Dafür würden jedoch die beiden engen Kurven auf der Langen Brücke, in denen die Straßenbahn momentan aus der Mittel- in die Seitenlage fährt, verschwinden. Die bestehende Verschwenkung an dieser Stelle ist für die Combino-Bahnen ohnehin zu eng. Die Niederflurbahnen von Siemens dürfen daher an dieser Stelle nicht gleichzeitig fahren, ansonsten könnten die Bahnen aneinander stoßen.

Auch die Kurven beim Brückenneubau vor dem Landtag würden sehr enge Radien besitzen, sagte gestern ein Verkehrsplaner. Die Bahnen könnten an der Stelle keine 20 Stundenkilometer schnell fahren. Potsdam bekäme eine Bimmelbahn. Zudem wurde kritisiert, dass künftig auf der meistfrequentierten ÖPNV-Strecke zwischen Hauptbahnhof und Alter Markt Busse und Bahnen dieselbe Fahrspur benutzen. Diese würden sich bei dem engen Takt auf diesem Teilstück gegenseitig behindern. Der ViP-Geschäftsführer wies das auf Anfrage zurück.

Die angegebenen Gründe für den Brückenneubau haben sich seit Beginn der Diskussion häufig geändert. Erst hatte die Bahn nicht die Kurve am Landtag vorbei meistern können. Danach hieß es: Die Kurve sei zu schaffen, aber die Gleise würden höher als der Landtagsneubau selbst liegen. Die anschließenden Pläne für den Neubau kamen ebenso überraschend zum Vorschein wie der Architekturwettbewerb für das 10,5 Millionen Euro teure Bauvorhaben. jab

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })