Landeshauptstadt: Landtags-Jury unter massiver Kritik
Vandenhertz will jede Chance wahrnehmen, seinen Einfluss geltend zu machen
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Die Zusammensetzung der Jury, die den Architektenwettbewerb für den Landtagsneubau begleiten soll, erregt die Gemüter. Sowohl der Beirat Potsdamer Mitte wie auch der Verein Potsdamer Stadtschloss e.V. übten scharfe Kritik an der Personalentscheidung von Finanzminister Rainer Speer. Dem Gremium gehören Vertreter des Landtages, der Landesregierung und von Potsdam an. Es wird aus 13 stimmberechtigten Preisrichtern und fünf Sachverständigen bestehen. Als Fachpreisrichter wurden die Architekten Jo Coenen aus Maastricht, David Chipperfield aus London, Matthias Sauerbruch, Marc Angelil, Peter P. Schweger, Ulla Luther und der Präsident des Bundes Deutscher Architekten, Kaspar Kraemer, bestimmt. Hingegen sollen Bernhard Schuster, Präsident der Brandenburgischen Architektenkammer, und Günter Vandenhertz vom Beirat Potsdamer Mitte lediglich beratende Funktion haben.
Schuster hat es inzwischen abgelehnt, in dem Gremium mitzuwirken, zumal er vorher gar nicht gefragt worden sei. Dagegen hat sich Vandenhertz einverstanden erklärt, als beratendes Mitglied an den Beratungen der Jury teilzunehmen – er ist somit der einzige Potsdamer Architekt mit einem gewissen Einfluss auf die Entscheidung über die Gestaltung des neuen Landtags. Für den Wettbewerb wurden sechs Konsortien ausgewählt.
Der Potsdamer Stadtschloss e. V., der sich genau wie der Beirat Potsdamer Mitte für eine weitgehend historische Fassade einsetzt, kritisierte somit auch, dass die Zusammensetzung der Jury ein „eindeutiges Übergewicht zugunsten eines völligen Neubaus“ habe. Alle Fachpreisrichter seien Architekten, die mit teilweise spektakulären Neubauten aufgefallen seien. Keines der Jury-Mitglieder habe sich je „wissenschaftlich oder publizistisch mit dem Potsdamer Stadtschloss wie auch mit der Potsdamer Baukultur oder dem Geist des Ortes beschäftigt“. Der Verein befüchtet daher, eine „Einseitigkeit der Kommission“. Der mehrfach manifestierte Bürgerwille zugunsten einer historischen Fassade sei „anscheinend weder gehört noch in irgendeiner Weise berücksichtigt“ worden.
Der Beirat Potsdamer Mitte fordert angesichts der Zusammensetzung der Jury, dass Vandenhertz stimmberechtigtes Mitglied der Jury werden solle. Vandenhertz bestätigte gestern, dass dies Thema der Sitzung am 17. Juli sein werde. Ursprünglich habe der Beirat vorgeschlagen, den Potsdamer Architekten Bernhard Wendel als Berater von Oberbürgermeister Jann Jakobs in die Jury zu entsenden. Darüber habe sich der Finanzminister hinweg gesetzt.
Vandenhertz hätte es begrüßt, „wenn wenigstens zwei Potsdamer Architekten in die Jury aufgenommen worden wären“. Dennoch will er jede Chance wahrnehmen, seinen Einfluss als Berater geltend zu machen. Zwar gäbe es noch keinen Hinweise auf das genaue Prozedere, aber möglicherweise werde ein zweistufiges Verfahren angewandt, bei dem die Architektenbüros, die in die engere Auswahl kommen, ihre Vorschläge aufgrund von Empfehlungen der Jury überarbeiten müssten. Dies böte die Chance, eigene Vorschläge einzubringen, sagte Vandenhertz, der eine weitgehend historische Fassade durchsetzen möchte. „Meine Haltung ist bekannt, die Jury wird damit leben müssen“, so Vandenhertz.
Der Sprecher des Finanzministeriums, Ingo Decker, verteidigte gestern die Jury-Entscheidung. „Die Jury ist hochkarätig besetzt“. Die Namen der ausgewählten Architekten „sprechen für sich“, sagte Decker.
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