Landeshauptstadt: Landtagsschloss: „Das ist ein Desaster“
Vereine verlangen Einsicht in Architektur-Entwürfe
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Innenstadt - Die Geheimhaltung um den Neubau des Landtages gerät immer mehr in die Kritik. Zirka dreihundert Demonstranten forderten gestern Nachmittag auf dem Alten Markt eine historisch getreue Wiederherstellung der äußeren Gestalt des Stadtschlosses. Barbara Kuster von der Initiative „Mitteschön“ sagte, es sei durchgesickert, dass alle vier eingereichten Pläne zum Bau des neuen Landtages auf dem Schloss-Standort „moderne Entwürfe“ seien. „Das ist ein Desaster“, so die Initiatorin.
Kunsthistoriker Hans-Joachim Kuke äußerte sich empört darüber, dass die Entwürfe der ersten Runde des Wettbewerbes im Panzerschrank liegen. „Warum eigentlich?“ fragte er. „Wenn der Panzerschrank einmal geöffnet wird, werden Sie sehen, warum Sie sich engagiert haben“, rief Kuke den Versammelten zu.
Landtagsabgeordneter Wieland Niekisch (CDU), der Mitglied der Jury ist, sagte auf Befragen, dass er die Demonstration für berechtigt halte. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit hätten gezeigt, dass es nicht schaden könne, auf diese Weise Druck zu machen. Niekisch verneinte die Entwürfe zu kennen. Die Jury werde erst Mitte Januar Einblick erhalten. CDU-Kreisvorsitzende Katherina Reiche sagte zur „Geheimniskrämerei“: „Die Intransparenz schadet dem Prozess“. Wie berichtet, begründet Finanzminister Rainer Speer (SPD) die Geheimhaltung hingegen mit rechtlichen Gründen des Wettbewerbsverfahrens.
Laut Förderverein zum Wiederaufbau des Stadtschlosses reiche die 20-Millionen-Euro-Spende von Hasso Plattner aus, um sowohl die Außenfassade als auch den Innenhof historisch getreu wieder herzustellen. Vorsitzender Michael Schöne gab bekannt, dass sein Verein bereits soviel Geld gesammelt habe, dass der Figurenschmuck für die Kopfbauten bezahlt werden könne. Schöne warnte vor einem „architektonischen Mischmasch“ und Olaf Maurer nannte „Ko-Kriterien“, die dem Stadtbild schaden würden: verfälschende Maßabweichungen, „historisierende“ Fassaden, Nicht-Verwendung erhaltener Originalteile, „Beton-Ornamentik“ und anderes.
Am Rande der Demonstration kam es zur einer Festnahme eines Mannes durch die Polizei. Ein junger Demonstrant hatte von den Stufen des Fachhochschulgebäudes die Versammlung mit lauten Rufen als „politisch fragwürdig“ und „rechts“ bezeichnet. Die zur Sicherung vor Ort befindlichen Polizeibeamten nahmen den jungen Mann in Gewahrsam. Er werde nach Ende der offiziellen Demonstration wieder auf freien Fuß gesetzt, hieß es.
Günter Schenke
Günter Schenke
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