Landeshauptstadt: Landtagsschloss: „Großer Glanz und nichts dahinter“
Landtags-Hof mit historischer Fassade 16.1.
Stand:
Landtags-Hof mit historischer Fassade 16.1. 2009
Großer Wurf? Keinesfalls. Wie zu lesen war, ist die Entscheidung für einen sogenannten „konsequent historischen Wiederaufbau“ gefallen. Es muss jedoch festgehalten werden, dass an diesem Entwurf nichts konsequent historisch ist. Es hat allenfalls Ähnlichkeit mit dem historischen Vorbild. Was ein Schloss zu dem macht was es ist, ist sein Innenleben. Das Innenleben wird jedoch einen krassen Gegensatz zur Fassade bilden und zudem für die Potsdamer kaum erlebbar sein. Was die Befürworter nicht wahr haben wollen ist jedoch Realität. Man umgibt einen modernen Neubau mit einer „neu-alten“ Fassade. Letztlich ist das zukünftige Schloss ein Abbild der gesamten Diskussion: Großer Glanz nach außen, aber nichts dahinter. Das zukünftige „Landtagsschloss“ wird daher ein lebloser Klotz in der „Mitte“ Potsdams sein. Es hat keinen Nutzen für die Potsdamer.
Die Initiative „Bildung sta(d)t Schloss“
Aufgeblähte Flügel für zu viele Abgeordnete
Die Jury hat sich für einen Entwurf mit komplett historischen Außen- und Innenhof-Fassaden ausgesprochen. Das ist eine gute Nachricht. Eine bessere wäre, wenn man den Knobelsdorff-Bau nicht durch Aufblähung der Seitenflügel und des Südflügels in den Innenhof hinein verzerren würde – um Platz für 150 Abgeordnete zu schaffen, die es auf absehbare Zeit gar nicht geben wird. Sollte es zur Länderfusion Berlin-Brandenburg kommen, muss man sich fragen, ob sich 3,5 Millionen Berliner plus 2,5 Millionen Brandenburger (mit sinkender Tendenz) 150 Abgeordnete leisten wollen. Zum Vergleich: Hessen hat 6,1 Millionen Einwohner und 110 Abgeordnete. Zudem zahlt Hessen in den Länderfinanzausgleich ein, von dem vorrangig Berlin und Brandenburg profitieren. Die Einhaltung des rechten Maßes muss von den Politikern eingefordert werden. 88 Brandenburger Abgeordnete hätten großzügig Platz im nicht aufgeblähten Knobelsdorff-Bau. Wenn man sich alle Optionen offen halten will, kommt man zu einer mittelmäßigen Lösung, die man in 10 Jahren bereuen wird.
Dr. Heinz Lothar und Dagmar Christl, Potsdam-Fahrland
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: