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Sport: Lang zurückliegende Erinnerung an Prag
Turbine-Trainer Bernd Schröder freut sich beim Fußball-Hallencup besonders auf die Gäste aus Tschechien
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Er hat es noch, das Programmheft aus den 1970er-Jahren. Jenes Programm, in dem eine Mannschaft von Turbine Potsdam abgebildet ist, die bei einem internationalen Frauen-Fußballturnier im Ausland antreten durfte. Bernd Schröder, damals bereits Turbine-Trainer, muss deshalb nicht lange überlegen bei der Frage, auf welchen Gegner er sich am meisten freut, wenn am Samstag der 2. Internationale Turbine-Hallencup mit acht Mannschaten aus acht Ländern startet: Es ist Sparta Prag.
Mit den Pragern verbindet ihn ein langjähriges freundschaftliches Verhältnis. Als einziger DDR-Verein nahmen seine Fußballerinnen damals an einem Turnier in Prag teil, das den Namen einer Jugendzeitschrift trug. Öfter lud man die Frauen aus Prag, damals noch Hauptstadt des inzwischen nicht mehr existenten Staates Tschechoslowakei, nach Potsdam zu Freundschaftsspielen ein. 3 000 bis 4 000 Zuschauer seien damals gekommen, wenn Sparta aufgelaufen ist, erinnert sich der heute 71-Jährige. Nach der Wende lagen die Kontakte auf Eis, aber als der Hallencup vor einem Jahr Premiere feierte, wollte Bernd Schröder die Pragerinnen dabeihaben. Auch heute spricht er noch von der „Dankbarkeit, dass sie uns eingeladen haben“. Zu jedem der Vereine, die am Wochenende antreten, bestehen freundschaftliche Beziehungen, sagt Schröder, mit keinem Verein sei man nur durch den Fußball verbunden.
Mit dem hochkarätig besetzten zweitägigen Turnier, für das es noch einige Restkarten gibt, will sich Turbine bei den Fans bedanken, die weite Wege auf sich nehmen und zuletzt beim DFB-Hallencup in Magdeburg die Mannschaft zum Turniersieg trieben. Deshalb gibt es bereits am Freitag ab 19.30 Uhr in der MBS-Arena ein Live-Konzert mit der Beatles-Revival-Band Rebeatles, einer großen Laser-Show und der Präsentation der acht Teams aus acht Ländern. Auch hier sind noch Tickets erhältlich.
Geht es nach Stefanie Draws, dann ist gerade in punkto Turniersieg noch eine Rechnung offen. Die Mannschaftskapitänin freut sich besonders auf Brönby IF – jenes Team, gegen das Turbine im Finale mit 2:3 unterlag. Als guter Gastgeber mache man das vielleicht, sagt Draws, stellt aber klar: „Wir wollen wieder ins Finale und gewinnen.“ Neben dem Wiedersehen mit den Däninen freut sie sich auf ein Wiedersehen mit einigen Frauen aus Glasgow, die sie dank der ehemaligen Glasgowerin Lisa Evans kennengelernt hat. Sonst kenne sie kein Team näher, „das macht’s ja spannend“. In der Halle könne jeder jeden schlagen, und es sei schön, mal wieder gegen internationale Mannschaften zu spielen, sagt Draws.
Auch Bernd Schröder gibt als Ziel aus: „Wir wollen uns steigern.“ Bei der Premiere des eigenen Turnieres nicht zu gewinnen, „das fanden wir gar nicht so schlecht“, blickt der Trainer ein Jahr zurück. Zwei neue Teams hat Turbine für das Turnier eingeladen, um das Niveau vielleicht noch etwas anzuheben. An die Stelle von Wroclaw und Djugarden Stockholm sind jetzt Young Boys Bern und der MTK Budapest getreten – wie die anderen Teams mehrfacher Meister und international erfahren.
Dass dieses „Treffen der Champions“ eines der wenigen Hallenturniere ist, ärgerte Schröder schon in Magdeburg. In diesem Jahr wurde das traditionsreiche Turnier in Jöllenbeck wegen finanzieller Schwierigkeiten abgesagt. Vor diesen Probleme steht Turbine nicht. „Wir haben im Moment keine Probleme, wenn wir es nicht könnten, würden wir es nicht machen.“ Momentan sei Turbine „so etwas wie ein Leuchtturm des Landes Brandenburg“, eine Reihe von Sponsoren unterstützen den Verein. Auch das wird die Fans freuen. Ingmar Höfgen
Ingmar Höfgen
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