Landeshauptstadt: Lange genug gewartet
Heute wird die Kulturscheune in Marquardt feierlich eröffnet / Erstes Kulturprogramm am 5. Mai
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Marquardt – Den Mietvertrag hat Hans-Joachim Czada erst gestern unterschrieben, in der Kulturscheune selbst muss noch etwas Ordnung geschaffen werden. Die Dekoration, die von der Silvesterfeier hängt, muss weg. Das soll im Verlauf des heutigen Tages passieren. Am Abend dann die feierliche Eröffnung. Andere würden unruhig werden, wenn noch in den letzten Stunden notwendige Arbeiten zu verrichten nicht. Doch Hans-Joachim Czada bringt das nicht aus der Ruhe. Er hat schließlich acht Jahre auf diesen Moment gewartet.
Wenn heute Abend um 18 Uhr Potsdams Bürgermeister und Finanzbeigeordneter Burkhard Exner anlässlich der Eröffnung der Kulturscheune in Marquardt eine Rede hält, beginnt für Hans-Joachim Czada, Vorsitzender des Kultur- und Heimatvereins Wublitztal e. V., die eigentliche Arbeit. In den kommenden Monaten muss der Verein zeigen, dass sein Konzept zur Betreibung der Kulturscheune überzeugt. Dabei geht es auch ums Geld.
„Wir müssen 1600 Euro pro Monat Miete an den Kommunalen Immobilienservice zahlen. Hinzu kommen 500 Euro Vorauszahlung für Nebenkosten“, sagt Czada. Erst als die Stadt zugesichert hat, den Verein als Träger der Kulturscheune mit einer 80-prozentigen Förderung bei den Mietkosten zu unterstützen, habe man den Mietvertrag unterschrieben. Die restlichen Kosten sollen durch Fremdvermietungen erbracht werden. Und da ist Hans-Joachim Czada zuversichtlich.
Der Bedarf für einen Bürgertreff im Ortsteil Marquardt sei da. „Wir haben einen Chor, eine Sportgruppe mit 14 Jugendlichen, die sich immer dienstags und donnerstags treffen, allein der Kultur- und Heimatverein Wublitztal e. V. zählt mittlerweile 90 Mitglieder“, so Czada. Aber auch die umliegenden Ortsteile sollen die Kulturscheune nutzen. „Es ist uns wichtig, dass dieser Bürger- und Kulturtreff nicht nur von Marquardtern genutzt wird.“ Neben den Vereinen hofft Czada auf Gewerbetreibende und Privatleute, die die Kulturscheune für eigene Veranstaltungen mieten.
„Unser Ziel ist es, dass die Kulturscheune täglich geöffnet ist. Neben dem großen Saal soll im Obergeschoss eine Bibliothek mit einem Computerarbeitsplatz eingerichtet werden. Denn Jugendarbeit soll ein weiterer Schwerpunkt in unserem Bürgertreff sein.“ Hier hofft Czada auf die Unterstützung durch die Stadt Potsdam. „Wir können schließlich nicht alles ehrenamtlich machen.“ Neben einem Gebäudemanager hofft Czada auf einen Streetworker, selbst eine halbe Stelle wäre ausreichend. „Wir verlangen nicht mehr als das, was für die Verwaltung in der Stadt Potsdam selbstverständlich ist“, so der Vereinsvorsitzende. Für dieses Jahr hat die Verwaltung eine solche Unterstützung abgelehnt. Doch Hans-Joachim Czada bleibt hartnäckig wie in den Jahren zuvor.
Schon vor der Wende von 1989 wurde die Lagerhalle der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) im Zentrum von Marquardt gelegentlich für Veranstaltungen genutzt. In den 90er Jahren entstand im Kultur- und Heimatverein Wublitztal e. V die Idee, die Halle umzubauen und regelmäßig für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen. Im Jahr 2000 fanden die ersten Gespräche zwischen dem Verein, dem Bürgermeister und einem Architekten statt, wurden Förderanträge an die entsprechende Behörde formuliert. Als die Gelder bewilligt waren und man sich im Ort an den nötigen Umbau machen wollte, kam es 2003 zur Eingemeindung Marquardts nach Potsdam. „Dann lagen alle Pläne wieder auf Eis, denn die Stadt musste jetzt ihrerseits prüfen“, so Czada. Dann wurde bei den Arbeiten an der Halle festgestellt, dass das Dach erneuert werden musste. Weitere Verzögerungen und Kosten, mehrere Hunderttausend Euro hat der Umbau gekostet, wobei allein Potsdam 270 000 Euro investiert hat. „Die Hartnäckigen gewinnen“, sagt Czada rückblickend. Die erste Kulturveranstaltung in der ehemaligen Lagerhalle ist schon gebucht. Am 5. Mai, musikalisches Kabarett, in der Kulturscheune Marquardt. Dirk Becker
Dirk Becker
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