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Landeshauptstadt: Lange Kerls gut zu Fuß

Babelsberger Orthopädiewerkstatt fertigt Schuhwerk für die Riesengarde an

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Mit neuem Schuhwerk, das der originalen Fußbekleidung aus dem 18. Jahrhundert entspricht, werden Potsdams Lange Kerls im Herbst in Turin einmarschieren. Dann wird in der Hauptstadt des Piemont der 300. Jahrestag der Schlacht von Turin begangen.

Dass die Potsdamer Riesengarde dort gut zu Fuß ist, liegt vor allem Klaus Brucker am Herzen, der im Verein den „Alten Dessauer“ verkörpert. Eben jener Fürst Leopold von Anhalt-Dessau befehligte nämlich die preußischen Truppen, die am 7. September 1706 die norditalienische Region von der französischen Fremdherrschaft befreiten.

Brucker hat sich mit Martin Feist zusammengetan, der bei der Orthopädiefirma Kniesche und Riedel auf dem Gelände des Oberlinhauses die Schuhmacherwerkstatt leitet. Auf der Grundlage historischer Abbildungen und alter Schnittmuster gelang es, die Fußbekleidung der Langen Kerls originalgerecht zu rekonstruieren. Sie besteht aus so genanntem Blankleder, wie es Sattler und Täschner verwenden. Die knöchelhohen schwarzen Schuhe werden nicht wie heute üblich geklebt, sondern traditionell genäht; die Sohlen sind mit Holzspeilen befestigt.

„Die Stiefel sind so robust, dass ein Langer Kerl damit mindestens fünf Jahre marschieren kann“, schätzt der Orthopädieschuhmachermeister ein, dem seine Erfahrungen bei der Anfertigung von Spezialschuhen bei diesem ungewöhnlichen Auftrag ebenso zugute kommen wie sein Interesse für historisches Schuhwerk.

Gestern Nachmittag war der 1,98 Meter große stellvertretende Vereinsvorsitzende der Riesengarde, Gunnar Schröder, der erste, der die Maß gefertigten Schuhe probierte. Nach und nach sollen in diesem Jahr alle 30 Aktiven unter den 60 Vereinsmitgliedern damit ausgerüstet werden. Firmenchef Peter Riedel hat den Langen Kerls einen guten Preis gemacht. Gegenüber Importen aus Großbritannien oder der Tschechei vereinfachen sich durch die Vor-Ort-Herstellung auch das Maßnehmen und spätere Reparaturen. Den gleichen Weg geht der Verein bei der schrittweisen Erneuerung der Uniformen, die es im Studio Babelsberg nachfertigen lässt. Der Ersatz verschlissener Hosen und Röcke wird ebenfalls mit einer noch stärkeren Annäherung an das originale Bild verbunden. Wie Klaus Brucker den PNN berichtete, werden die Langen Kerls, die auf eine 15-jährige Vereinsgeschichte zurückblicken, in diesem Jahr nicht nur in Turin paradieren, sondern unter anderem auch das Leopoldfest in Dessau mitgestalten und wieder zahlreiche andere Uniformgruppen zu einem Biwak ins Krongut Bornstedt einladen. Dort findet nach wie vor jeden ersten Sonnabend im Monat ein Schauexerzieren statt. Dabei gibt es auch Neues zu sehen und zu hören. So wird erstmals ein Pelotonfeuer vorgeführt. E.Hoh

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