Die Kulturverwaltung Potsdams hat sich einer Aufgabe angenommen, deren Anforderungen weit über denen der Ausschreibung eines Literaturstipendiums hinausgehen: Künftig will sie die freie Kultur nach allgemein zugänglichen, nachvollziehbaren und an konkreten Zielen orientierten Kriterien fördern. Dies bedeutet eine Abkehr vom Gießkannen-Prinzip, von Beamten-Willkür, von Inhaltslosigkeit und Beliebigkeit. Erbhöfe und Pfründe sollen abgeschafft, neue, frische Projekte Zugang zu den Fördertöpfen erhalten, Hochkultur von Rang mehrjährige Planungssicherheit genießen. Dieses Vorhaben verlangt einen langen Atem, viel Geduld und Papier. Der Evaluationsbericht liegt vor, einen ersten Zwischenbericht der Stabsstelle Kultur kündigte die Kulturbeigeordnete für den 22. Juni an. Personell scheint die Kulturverwaltung mit der kompetent wirkenden neuen Fachbereichsleiterin Birgit-Katherine Seemann gewappnet. Gut beraten ist sie mit dem Gutachter Prof. Hermann Voesgen ebenfalls. Doch bei aller Wissenschaftlichkeit, bei allem Streben nach Objektivität und Transparenz, wird der Erfolg am Ende davon abhängen, ob die entstehende Struktur zu schmerzlichen Entscheidungen fähig ist: Nein zu sagen gegenüber Kulturträgern, die den Anforderungen nicht genügen.
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