Sport: Langer Atem gefragt
Zum Saisonende rudern nun drei Potsdamer Skullerinnen in Poznan bei den ersten EM seit 1973
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Noch einmal gilt es sich zu straffen und zu konzentrieren, noch einmal nach einer langen Saison. Am kommenden Wochenende werden in Poznan erstmals seit 1973 wieder Ruder-Europameisterschaften ausgetragen, und mit Juliane Domscheit im Einer sowie Jeannine Hennicke und Anna-Theresa Kluchert im Doppelzweier sind dort auch drei junge Skullerinnen der Potsdamer Ruder-Gesellschaft am Start.
„Ich hoffe, rechtzeitig genug wieder in Schwung gekommen zu sein“, sagt Juliane Domscheit, die deutsche Hoffnung im Soloboot. Die 19-Jährige, die erst 2005 vom Schwimmen auf den Rollsitz wechselte und im vergangenen Jahr überraschend gleich Junioren-Vizeweltmeisterin im Einer wurde, hatte sich in dieser Saison auf die U23-Weltmeisterschaften im schottischen Strathclyde konzentriert, wo sie mit dem deutschen Doppelvierer um zwei Zehntelsekunden an Bronze vorbei fuhr. „Danach habe ich erstmal zwei Wochen pausiert, ehe ich wieder ins Training einstieg. Wegen des Einers hatte ich erst Bedenken – jetzt freue ich mich aber darauf“, berichtet die Potsdamerin, die es nun unter anderem mit der Bulgarin Rumyana Neykova und der Tschechin Mirka Knapkova – Zweite und Vierte der diesjährigen Weltmeisterschaften in München – zu tun bekommt, außerdem mit Frida Svensson (Schweden), Julia Levina (Russland) und Gabriella Bascelli (Italien), den 9., 10. und 11. der diesjährigen WM. „Ich hoffe, dass ich den Endlauf erreiche. Mein ganz persönliches Ziel will ich jetzt noch nicht preisgeben“, so die Sportschülerin, deren letztjährige Glücksbringer – rot-weiß geringelte Socken – inzwischen kaputt und unbrauchbar sind. „Vor Poznan werde ich mir schnell noch ein Paar besorgen“, kündigt Juliane Domscheit an.
„Man merkt schon, dass sich der Akku langsam leert. Aber wir motivieren uns noch einmal, um in Poznan gut abzuschneiden“, sagt währenddessen Jeannine Hennicke, die Schlagfrau des Doppelzweiers. 2006 war die 21-Jährige bei den Weltmeisterschaften in Eton mit dem Doppelvierer Dritte geworden, die diesjährigen WM in München hatte sie „nur“ als Ersatzfrau vom Ufer aus miterlebt. Sind die EM nun so etwas wie ein Trostpflaster? „Vielleicht ein bisschen“, meint Hennicke. „Vor allem aber sind die EM Wettkämpfe, bei denen ich weiter dazu lernen kann und die hoffentlich ein kleiner weiterer Schritt Richtung Peking sind.“ Die Olympischen Spiele 2008 sind erklärtes Ziel der aus Johanngeorgenstadt stammenden Skullerin. Ebenso für Anna-Theresa Kluchert, die aus Dallgow stammt und in München ebenfalls Ersatzfrau für den Doppelvierer war. „Wir hoffen, dass sich unser langes Training nun auch auszahlt“, erklärt die 18-Jährige, die 2004 und 2005 jeweils Junioren-Weltmeisterin im Doppelvierer wurde und bereits im vergangenen Jahr erstmals bei der Elite Erfahrungen sammelte. „Seit einer Woche steht endgültig fest, dass wir nun zusammen den Zweier fahren“, berichtet Kluchert und zeigt sich vorsichtig optimistisch: „Wir trainieren den seit einigen Wochen und wollen zunächst mal in den Endlauf. In dem wäre dann ein Medaillenplatz unser großer Wunsch und der Titel natürlich ein Traum.“
So weit aber wollen Hennicke/Kluchert noch nicht denken, zumal es die internationale Konkurrenz auch bei ihnen in sich hat. 33 Nationen schicken Boote zu den EM nach Poznan. Zehn Doppelzweier werden ums Edelmetall rudern, darunter mit den Tschechinnen Jitka Antosova/Gabriela Varekova und den Ungarinnen Lidia Veroci/Aliz Konya A- beziehungsweise B-Finalistinnen der diesjährigen WM. „Ich bin gespannt, was die beiden erreichen können“, erklärt Skull-Bundestrainerin Jutta Lau aus Potsdam. „Beide haben in den letzten Wochen weiter ordentlich trainiert, aber nach einer so langen Saison braucht man einen langen Atem.“
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