Sport: „Langer Atem hat sich gelohnt“
Potsdams Bob-Anschieber Mirko Pätzold gewann seine erste WM-Medaille
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Am Tag nach seinem bislang größten Triumph schwebte Mirko Pätzold gestern immer noch auf Wolke sieben. „Das ist Wahnsinn“, schwärmte der Potsdamer, der am Sonntag mit seinem Riesaer Piloten Thomas Florschütz bei den Bob-Weltmeisterschaften in Altenberg Silber hinter dem Ausnahme-Duo Andre Lange/Kevin Kuske (Oberhof/Potsdam) gewonnen hatte. „André fährt sowieso in einer eigenen Welt – und wir sind jetzt der zweitbeste Bob hinter ihm. Einfach irre.“ Nach viel Verletzungspech in den vergangenen Jahren und mehreren vergeblichen Anläufen als WM-Ersatzmann stand der Sportsoldat nun erstmals auf dem Medaillentreppchen. „Und dort habe ich so bei mir gedacht, dass sich der lange Atem und das Schinden doch gelohnt haben, nachdem ich schon mehrmals vor meinem Karriereende stand“, erzählte der einstige Weitspringer des SC Potsdam, der 1998 zum Bobsport gewechselt war.
Am Tag nach seinem bislang größten Triumph sah Pätzold vor allem zwei Gründe für den Erfolg: „Erstens bin ich in den letzten beiden Jahren verletzungsfrei geblieben, so dass ich mich wirklich bestens vorbereiten konnte. Und zweitens haben wir unseren Heimvorteil eiskalt ausgenutzt.“ Während die internationale Konkurrenz seit zwei Jahren nicht mehr die modernisierte Bahn im Kohlgrund hinab gedonnert war, hatten die deutschen Bobs hier ihre Selektionen und die diesjährigen Deutschen Meisterschaften ausgetragen. „Das half. Mein Pilot hat die Fuhren blitzsauber runter gebracht und wir haben unsere Chance wirklich genutzt“, so Pätzold. „Nachdem wir im dritten Lauf unseren Vorsprung gegenüber Alexander Subkow und Matthias Höpfner noch einmal ausgebaut hatten, haben wir unser Programm ganz cool abgespult. Und jetzt gehören wir zur Weltspitze.“
Am Tag nach seinem bislang größten Triumph, den das Team auf Einladung des Sächsischen Bobverbandes am Abend zuvor „begossen“ hatte, wie er es formulierte, nutzte Mirko Pätzold den gestrigen trainingsfreien Tag zu einem Abstecher nach Dresden. Dort besuchte er Oma Eva-Maria und Opa Heinz, die seinen Erfolg mit Tränen in den Augen vorm Fernseher verfolgt hatten, und musste viel erzählen, ehe er durch die Stadt schlenderte und Präsente einkaufte. Morgen feiert Pilot Thomas Florschütz am Eiskanal seinen 30. Geburtstag, und seine Crew schenkt dem Thüringer Polizeikommissar dann eine rot-grüne Polizeikelle und einen ferngesteuerten Polizeihubschrauber.
Am Tag nach seinem bislang größten Triumph blieb Mirko Pätzold gestern beim Blick auf die Viererbob-Konkurrenz am kommenden Wochenende auf dem Teppich. „Während wir im Zweier insgeheim schon mit einer Medaille gerechnet hatten, wäre dann wirklich Platz fünf oder sechs super für uns. Zumal die Konkurrenz mit ihren Singer-Bobs Materialvorteile gegenüber unserem Dresdner Modell hat.“ Außerdem fällt Anschieber Sascha Schelter aus Potsdam verletzungsbedingt aus; für ihn rückt der Erfurter Christoph Heyder in den großen Florschütz- Schlitten. „Er ist mit 108 Kilo unser Schwerster, so dass wir anderen alle ein paar Kilo abnehmen müssen“, erklärte Pätzold. Damit Bob und Quartett insgesamt nicht mehr als 630 Kilogramm auf die Waage bringen, will er selbst sein „Kampfgewicht“ von 102 auf 99 bis 100 Kilo reduzieren. „Was mir aber nicht schwer fällt.“
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