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Die Universität Potsdam soll eine neue Qualitätskultur erhalten / Evaluation der Lehre geplant

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Das Qualitätsmanagement der Universität Potsdam ist im Umbruch. Sollte ein neuer Satzungsentwurf in den nächsten Wochen an der Hochschule verabschiedet werden, könne das weitreichende Konsequenzen für die interne Lehrevaluation bedeuten, schätzt der Soziologe und Leiter der Servicestelle für Lehrevaluation, Philipp Pohlenz. Der Satzungsentwurf, den die Hochschulleitung gemeinsam in einer Arbeitsgruppe mit Studierenden entwickelt hat, könnte dazu führen, dass bereits im kommenden Sommersemester die Bewertung von Lehrveranstaltungen für Lehrende zu einem Pflichtelement wird.

Auch soll eine Bewertung der sozialen Infrastruktur der Universität Teil des neuen Qualitätsmanagements werden, erklärt Janis Klusmann, Sozialpolitik-Referent des Studierendenausschusses (AStA). Das Qualitätsmanagement ist ein Eckpfeiler des neuen Struktur- und Entwicklungsplans der Universität (PNN berichteten). „Die Lehrevaluation ist ein zentrales Element der Qualitätssicherung“, betont Vize-Präsident für Lehre und Studium, Thomas Grünewald. Bisher waren Lehrende nicht verpflichtet, die einheitlichen Fragebögen zur Lehr- evaluation an die Studenten zu verteilen.

Auf den Fragebögen können Studenten sechs verschiedene Elemente einer Lehrveranstaltung bewerten, wie etwa das Raummanagement, die didaktischen und fachlichen Fähigkeiten des Dozierenden oder den Einsatz von Medien während einer Vorlesung. „Über 50 000 Bögen gehen jedes Semester ein“, sagt Pohlenz.

Nicht nur die Zugriffsmöglichkeit auf die Bögen werde durch Online-Abstimmung erweitert, auch das Bewertungsfeld vergrößere sich, erklärt Klusmann. Die Bedingungen außerhalb der Lehre sollen Studenten in Zukunft auch beurteilen, jedoch unabhängig von der Bewertung der Lehrveranstaltungen, erklärt der Student. Dann hätten Studierende etwa die Möglichkeit, zu bewerten, ob es ein umfangreiches Angebot an Lehrveranstaltungen gebe oder ob genügend Sprachkurse geboten werden. Außerdem soll der Bereich Schlüsselqualifikationen näher unter die Lupe genommen werden, betont Klusmann. „Mindestens genauso wichtig ist die Bewertung von Bibliotheken und Mensen“, fügt der Sprecher des Fachschaftsrates für Kunst, Stefan Neumann, hinzu. Denn nur so könne man gezielt auf gegenwärtige Mängel reagieren.

Klusmann schließt sich dem an: „Was bei der Bewertung rauskommt, darf nicht versickern.“ So könne die universitäre Leitung etwa gezielt auf überfüllte Räume reagieren oder vielleicht das Bücherangebot in Bibliotheken erweitern, regt er an. Ferner könnten die Lehrenden auf Schwächen reagieren. „Es geht auf gar keinen Fall darum, jemanden bloßzustellen“, betont Klusmann. Viel mehr gehe es um einen langfristigen Dialog zwischen Studenten und Dozenten.

Diesen Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden möchte auch Pohlenz bewirken. Doch viele Dozenten hätten noch Vorbehalte gegenüber der oft kritischen Bewertung ihrer Studenten. Pohlenz kann diese Ängste verstehen, denn manche Veranstaltungen würden von den Studenten sehr subjektiv bewertet. „Pflichtfächer schneiden oft schlechter ab als frei wählbare Fächer“, sagt er. Trotzdem seien die ergänzenden Hinweise der Studenten sehr hilfreich für die Dozenten. Er selbst habe schon öfter von solch einem „Feedback“ profitiert.

„Niemand wird an den Pranger gestellt“, betont auch Vize-Präsident Grünewald. Er plädiert für ein neues Qualitätsbewusstsein an der Universität, das vor allem längerfristig anhalten müsse. Man wolle keine punktuelle Wirkung erzielen, sondern eine „völlig neue Qualitätskultur schaffen“. Selbstredend könne die nur im Einklang mit den Studenten geschaffen werden.

Die Lehrevaluation soll kein Pflichtelement für Studenten darstellen, dennoch glaubt Grünewald, dass sich die Studierenden allein schon aus Verantwortungsbewusstsein an den Bewertungen beteiligen würden. Deshalb appelliert der Vize-Präsident nicht nur an die Studenten, sondern an alle, sich zu beteiligen. Schließlich handele es sich „um ein gemeinsames Projekt.“ So werde künftig ein enges Zusammenspiel zwischen Fakultäten und Hochschulleitung nötig sein, sagt Grünewald. Die Fakultäten müssten sich zwar flächendeckend an dem Qualitätsmanagement beteiligen, könnten aber über die Periodisierung der Lehrevaluationen eigenverantwortlich entscheiden, so Pohlenz. Nun stelle sich nur noch die Frage, inwiefern sich die Lehrevaluation wirklich in den einzelnen Fakultäten durchsetze. Sollte man die Satzung in einer der nächsten Senatssitzungen verabschieden, betont Pohlenz, werde die Lehrevaluation zu einem verbindlichen Element einer Lehrveranstaltung.Susanna Maier

Susanna Maier

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