Sport: „Lass ihn mal richtig Mann werden“ Rückkehr nach Babelsberg: Nach Jahren in Cottbus kommt Boxer Patrick Sengebusch wieder heim
Wenn Patrick Sengebusch über sich erzählt, sind da zwei Dinge herauszuhören. Einerseits dieser für einen erst 18-Jährigen eher untypische Frust, der sich in den vergangenen Monaten angestaut hat.
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Wenn Patrick Sengebusch über sich erzählt, sind da zwei Dinge herauszuhören. Einerseits dieser für einen erst 18-Jährigen eher untypische Frust, der sich in den vergangenen Monaten angestaut hat. Glücklicherweise wechselt sich dieser ab mit einer sehr großen Zufriedenheit darüber, endlich – wie er sagt – „zu den Wurzeln“ zurückgekehrt zu sein. Vor sechs Jahren fing der damals Zwölfjährige bei Motor Babelsberg mit dem Boxen an, sein Coach Ralph Mantau legte damals die Grundlagen, und seit Anfang des Monats haben sich die beiden wieder. Doch dazwischen lag eine lange, eine für Patrick sehr aufregende und nicht immer befriedigende Zeit.
Als der namenlose Newcomer im Jahr 2001 nach erst einem Vierteljahr Trainingserfahrung in den Ring stieg und Leute, die schon mehr als 30 Kämpfe vorzuweisen hatten, aus dem selbigen fegte, wurde der Bundesstützpunkt in Cottbus sofort auf den talentierten Neuling aufmerksam. Der Wechsel zur dortigen Sportschule war schnell beschlossene Sache – in der Lausitz sollte es aufwärts gehen. Ausgerechnet bei den Deutschen Meisterschaften musste der Potsdamer seine erste Niederlage einstecken: „Damals war ich einfach noch zu aufgeregt“, gibt er heute zu.
Und dennoch: Die Erfolge stellten sich schnell ein. Bei den Kadetten wurde der Weltergewichtler deutscher Vizemeister; im folgenden Jahr musste er nach einem Unfall jedoch längere Zeit pausieren. „Ich trainierte unter Schmerzen, weil ich Deutscher Meister werden wollte“, erzählt er. Es sollte nicht reichen – erst im Finale unterlag Patrick Sengebusch dem späteren EM-Dritten Christian Henze. In seinem ersten Junioren-Jahr ebnete er sich 2005 den Weg ins Nationalteam – Turniere in Irland und Ungarn, Litauen, Russland und Polen: „Das war eine tolle Zeit.“
Doch auch die große Enttäuschung blieb nicht aus. 2006, Deutsche Meisterschaften, Finale. Alles schien klar, seinen Gegner Aytketin Yöreci hatte Sengebusch allem Anschein nach gut im Griff. Das Kampfgericht sah es am Ende anders und entschied auf einen äußerst knappen Punktsieg für den Heidelberger. „Das hat in meinem Kopf viel angerichtet“, denkt der damals zu Unrecht Geschlagene zurück. „Es ging letztlich auch um einen WM-Platz. Wofür soll ich jetzt noch weitermachen, dachte ich danach.“ Querelen mit seinem Cottbuser Trainer Dietmar Schnieder taten sich auf: „Ich bin von ihm ständig runtergemacht worden.“
Zum Ärger der Cottbuser hatte Patrick Sengebusch in all den Jahren seine Babelsberger Vereinsmitgliedschaft nie aufgegeben. Umso leichter war sein Rückgang, der für den jungen Athleten vor allem auch ein Neuanfang sein soll. „Hier ist meine Heimat, hier habe ich das Boxen erlernt.“ Und hier will er künftig wieder für packende Kämpfe sorgen. Vorerst jedoch noch nicht – Motor-Manager Ralph Mantau will seinen talentierten Neuzugang noch schonen. „Wir freuen uns riesig ihn wieder zu haben“, sagt er. „Nach dem Weggang von Mathias Kaiser, Rico Kulb und Alexander Philipp haben wir in der Klasse bis 69 Kilo ja immer unsere Schwierigkeiten gehabt. Lass Patrick mal richtig Mann werden, dann werden wir alle noch was erleben.“ In das verbleibende Ligageschehen wird der „alte Neue“, der indes auch von anderen Vereinen Angebote erhalten hat, nicht mehr eingreifen – im Mai möchte er aber beim Turnier in Dänemark antreten. Vor allem will er „den Cottbusern zeigen, dass ich auch in Babelsberg toll trainieren kann und Bestleistung bringe“.
Ganz abgerissen sind die Kontakte in die Lausitz allerdings noch nicht. Viele Kumpels hat er zurück gelassen, und auch Freundin Marylin wartet an jedem Wochenende auf ihn. Bei Vattenfall hat er seine Lehre inzwischen abgebrochen, nun lässt er sich bei der Firma Wirth zum Außenhandelskaufmann ausbilden. Hinzu kommt die Fahrschule. „Zurzeit ist mein Leben ganz schön stressig. Aber ich will ja viel erreichen. Und deshalb stecke ich das alles gut weg.“
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