zum Hauptinhalt

Sport: Lauf der Strapazen

Vier Potsdamer starten beim Jubiläum des Ironman Hawaii, einer mit 18 000 Radkilometern in den Beinen

Stand:

Vier Potsdamer starten beim Jubiläum des Ironman Hawaii, einer mit 18 000 Radkilometern in den Beinen Von Jan Brunzlow Allein der Flug ins Urlaubsglück kostet an die 1000 Euro. Es ist der Preis für einen Aufenthalt im Naturparadies, auf Inseln mit Hulahulatänzen, Blumenkränzen und bunten, palmenbedruckten Hemden. Hawaii ist das Ziel jener Träume, die sich verliebte Paare in glücklichen Stunden ausmalen und als ultimativ erstrebenswert bezeichnen. Auch ein Flug in die Strapazen kostet 1000 Euro. Zuzüglich Startgebühr und Spesen. Gebucht haben diesen neben 1596 anderen Sportlern aus der ganzen Welt die vier Potsdamer Romy Thiel, Stefan Mäde, Jens Lehmann und Jörn Branzke. Sie starten am Samstag beim legendären Ironman Hawaii über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und einen Marathon. Der Lauf der Strapazen feiert in diesem Jahr sein 25- jähriges Bestehen – Mäde nimmt zum sechsten Mal daran teil und wurde bei seiner besten Platzierung vor vier Jahren 87. Mit Zielstellungen halten sich die etablierten Eisenmänner Mäde und Lehmann aber ebenso zurück, wie die Rookies Thiel und Branzke. „Ich will so entspannt wie möglich aus dem Wasser kommen“, sagt Lehmann, der in Kona seinen zehnten Ironman absolvieren wird. Die Aussage klingt wie die eines Urlaubers, der gerade ein Sprudelbad genommen hat, um seine Muskeln zu entspannen. Es ist auch Lehmanns Ziel, für die beiden ihm wesentlich lieberen Disziplinen Rad fahren und Marathon laufen Kraft zu sparen. Denn die äußeren Faktoren auf den Vulkaninseln können im Vergleich zu Langstreckentriathlons in Mitteleuropa nicht nur mehr Zeit, sondern vor allem mehr Kraft beanspruchen. Sturmböen und Hitze gelten als die unstabilsten Faktoren. 18 000 Kilometer, in Worten Achtzehntausend, legte der mit Platz 74 (Jahr 2001) beste Potsdamer beim Ironman Hawaii in diesem Jahr an Trainingskilometern auf dem Rad zurück. Nicht, um einem Ziel hinterherzujagen, sondern weil ihm Sport Spaß macht. „Ich finde es einfach geil, auf dem Rad zu sitzen, durch die Natur zu fahren und mich zu verausgaben“, sagt der für Cottbus in der 2. Bundesliga startende Jens Lehmann. Es soll sein dritter Start zwischen Kona und dem Marathonwendepunkt Energy Lab werden, nachdem er im vergangenen Jahr darauf verzichtete und stattdessen den Radklassiker von Trondheim nach Oslo fuhr. Das Radrennen durch Norwegen. Den Klassiker durch Ostdeutschland vom Fichtelberg nach Kap Arkona hat sich Lehmann als eines der nächsten Ziele gesetzt – wenn mit dem Ironman Schluss ist. Schon vor zwei Jahren, als er unverhofft die Spitzmarke von Mäde auf Hawaii verbesserte, wollte er nicht mehr auf der Langstrecke starten. Doch Hawaii und der Kampf gegen sich selbst scheint eine Sucht zu sein. Beinahe alle Potsdamer, die einmal auf Hawaii gestartet sind, mussten auch einen zweiten Ironman dort absolvieren. Selbst der frühere Triathlon-Abteilungsvorsitzende und Bundesligastarter Jörg Schneider sagte am Rande des Citysprints, dass er noch einmal auf Hawaii starten möchte. Ob das auch auf Branzke und Thiel zutreffen könnte, wissen sie vor ihrer Hawaii-Premiere noch nicht. „Die Sonne brennt so heiß und die Luftfeuchte ist so hoch, dass man auch ohne Sport hier mächtig ins Schwitzen kommt“, sagte der 25-jährige Krankenpfleger im Potsdamer St. Josefs-Krankenhaus, Jörn Branzke, nach seiner Ankunft am Brennpunkt der Welt des Triathlonsports. Seit fünf Jahren trainiert er den Dreikampf, bei seinem ersten Ironman am 13. Juli in Frankfurt qualifizierte er sich für Hawaii und tauchte in dieser Woche bereits im 27 Grad warmen Pazifischen Meer unter. „Das Salzwasser sorgt für gute Wasserlage, so dass man besser und entspannter schwimmt“, urteilte er danach, sieht jedoch die ständige Strömung und die bunte Unterwasserwelt als Nachteil an. Viel Ablenkung, klang von Hawaii nach Potsdam herüber – und ein Eindruck seiner Psyche: „Die Temperaturen auf der kargen Radstrecke lassen einen Eindruck von dem vermitteln, was mich erwarten wird: die härteste Sportveranstaltung des Jahres.“ Tipps und Tricks von Mäde hat er sich nicht eingeholt, er geht die Sache entspannt an und will einfach nur durchkommen. Urlaub heißt es danach für alle vier, auch wenn sie sich in zwei Gruppen – unterteilt in Vereinszugehörigkeit – auf dem Weg nach Hawaii machten. Von Ex-Schwimmerin Romy Thiel, die bis zum April diesen Jahres von Jens Lehmann die Trainingspläne geschrieben bekam und für die ebenfalls nur die Zielankunft zählt, ist die Mutti mit nach Hawaii geflogen. Und auch Lehmanns Eltern werden den 25-Stunden-Weg auf sich nehmen, um danach noch die wahren Touristenfreuden der Insellandschaft zu erkunden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })