Aus dem GERICHTSSAAL: Lauter Lügen?
2300 Euro Schaden nach Schlägen auf ein Auto
Stand:
Das Jugendgericht scheute weder Zeit noch Mühe, den wahrhaft Schuldigen zu überführen. Drei Tage lang marschierten zahlreiche Zeugen auf, die Licht ins Dunkel der Ereignisse der Nacht zum 25. Dezember 2005 bringen sollten. Gestern wurde Tom T.* (20) vom Vorwurf der Sachbeschädigung freigesprochen. Es sei ihm nicht zweifelsfrei nachzuweisen, dass er einer der Täter war, die den Pkw Honda einer jungen Frau mit Fäusten derart beschädigten, dass an ihm ein Sachschaden von über 2300 Euro entstand, so die Vorsitzende.
Tom T. hatte während des Prozesses jeglichen Vandalismus bestritten. Er beteuerte, zur fraglichen Zeit überhaupt nicht am Tatort gewesen zu sein. Nach gemütlichen Stunden im Kreis der Familie seien er, sein Cousin und die Cousine auf die Idee gekommen, in die Diskothek „Fun“ nach Wust zu fahren. Unterwegs habe man noch eine Bekannte abgeholt. „Wir sind morgens gegen vier Uhr wieder zu Hause gewesen“, berichtete Tom T. Cousin, Cousine und die andere Zeugin stützten diese Aussage, betonten, sie hätten sich die gesamte Zeit nicht aus den Augen verloren. Tom habe zwischendurch auf keinen Fall nach Trebbin in die Disko „Multi Kulti“ fahren können, um seine Wut an einem Auto auszulassen.
Doch genau das behauptete Carina C. * (22). „Ich bin mir ganz sicher, dass es der Angeklagte war, der mit der Faust auf die Motorhaube meines Autos gedroschen hat“, versicherte die Verkäuferin. „Ich konnte ihm direkt in die Augen sehen.“ Im Februar 2006 habe sie Tom T. dann erneut im „Multi Kulti“ entdeckt, einen Fotografen gebeten, ihn abzulichten, sein Konterfei ins Internet gestellt. Eine Bekannte habe Tom T. zudem vorgegaukelt, ihn toll zu finden, so seine Telefonnummer erhalten. Dann wurde die Polizei informiert.
Auch die Freundin der Autobesitzerin war sich „hundertprozentig sicher“, im Angeklagten den Täter wiederzuerkennen. „Er war eindeutig in der Disko inTrebbin. Dort hatte er Stress mit einem Besucher“, erinnerte sich Manuel M.* (22). Nachdem sie in den Honda von Carina C. eingestiegen seien, um nach Hause zu fahren, habe Tom T. mit mehreren Kumpels auf das Auto eingeschlagen. „Er stand direkt im Scheinwerferlicht.“ „Ich hatte tierische Angst“, erzählte Katja K.* (21) im Zeugenstand. Zwar könne sie nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es Tom T. gewesen sei, der auf die Motorhaube des Honda eingedroschen habe. „Er war aber auf alle Fälle in dieser Nacht im Kulti in Seddin.“
„Ich habe selten eine Beweisaufnahme erlebt, in der so viel gelogen wurde wie in dieser“, konstatierte der Verteidiger. „Entweder hat mein Mandant einen Doppelgänger, oder er wird absichtlich falsch beschuldigt.“ (*Namen geändert.) gh
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