HEYES Woche: Lauter schöne Ostereier
Schön, dass wieder Ostern ist. Die Osterüberraschungen nehmen geradezu überhand.
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Schön, dass wieder Ostern ist. Die Osterüberraschungen nehmen geradezu überhand. Nehmen wir nur mal den Regionalexpress, der immer dann mit mindestens fünf Minuten Verspätung in Potsdam losrollt, wenn man laut Fahrplan höchstens sechs Minuten hat, um auf dem Berliner Hauptbahnhof von Gleis elf (ganz oben) auf Gleis acht (ganz unten) zu sprinten. Das soll nun in der Post-Mehdorn-Epoche anders werden. Der künftige Bahnchef Rüdiger Grube will nämlich, dass die Bahn wieder pünktlich wird, dazu noch billiger und überhaupt besser. Dabei wird er sicher auch an den Regionalexpress gedacht haben. Jedenfalls hören wir mit Interesse des künftigen DB-Chefs etwas holperig geratene Ergebenheitsadresse an die Kunden: „Die Bahn muss eine sympathische Bahn sein.“ Wenn das keine gute Osternachricht ist.
Aber es ist durchaus nicht die einzige Neuigkeit, die wir quasi als Ostereier aus dem politischen Raum in Empfang nehmen können. Die Abwrackprämie, heißer Favorit für das Wort des Jahres, sie wird verlängert. Das bringt Gebrauchtwagenhändler zur Verzweiflung – den Verkauf von neuen Kleinwagen allerdings in unglaubliche Höhen. Was wiederum Neider auf den Binnenmarkt ruft. Immerhin, eine Millionen alte Spritfresser weniger helfen der Umwelt auch. Nicht allerdings den Schrotthändlern. Das Überangebot für die Schrottpresse vermasselt den Gewinn, der schon von der Finanzkrise arg gebeutelt war.
Nicht von schlechten Eltern auch diese Nachricht: Allen, die da schon auf der Straße skandierten, dass sie nicht „für Eure Krise zahlen“ wollen, und die den verstummten Liebedienern des Kapitals verübeln, dass sie nicht einmal ein Wort der Entschuldigung fanden für den Bockmist, den sie da weltweit angerichtet haben – all denen überreicht Peer Steinbrück ein fiskalisches Schokoladenei. Er kündigt höchstpersönlich an, den Einkommensmillionären nunmehr mit Steuerprüfern auf die Pelle zu rücken. Dass er außerdem die Steueroasen austrocknen will, haben wir ja etwas ungläubig schon vernommen.
Den Steuerhinterziehern geht es also an die weggebunkerten Millionen. Zumwinkeln soll künftig ganz schwer werden, geradezu unmöglich. Das wiederum werden manche Steuerhinterzieherberater gar nicht schön finden. Mich – ich gebe es zu – erfreut die Vorstellung, dass sie nun genauso pünktlich alle Steuern zahlen müssen wie ich. Den Schreck müssen die erst einmal verdauen. Frohe Ostern.
Uwe-Karsten Heye schreibt an dieser Stelle regelmäßig für die PNN. Unser Autor war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg und arbeitet dort als Autor und Publizist.
Uwe-Karsten Heye
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