ATLAS: Lebendig
Michael Erbach wünscht sich mehr als ein Schild mit dem Namen Tschäpe
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Wahrscheinlich hätte er tatsächlich mit dem Kopf geschüttelt – der Rudolph Tschäpe, wenn man ihn damit konfrontiert hätte, dass ein Platz nach seinem Namen benannt werden soll. Diese Vermutung, gestern von Pfarrer Martin Kwaschnik geäußert, rief Heiterkeit bei den Menschen vor der Erlöserkirche hervor. Später wurde dann doch zur Tat geschritten, das Rondell vor der Kirche erhielt den Namen eines Wissenschaftlers, DDR-Wehrdienstverweigerers, des Mitbegründers des Neuen Forums, Stadtverordneten für Argus/Neues Forum und Gründungsmitglieds des Fördervereins Lindenstraße 54. Die Redner bei der Einweihungsfeier hoben viele Eigenschaften von Tschäpe hervor: Ehrlichkeit, Beharrlichkeit, Geradlinigkeit, Mut – vor allem aber seine Bescheidenheit, die oft auch entwaffnend war, wenn er etwas erreichen wollte. Viele Anekdoten wurden gestern von Weggefährten und Angehörigen erzählt – es war eine heitere Veranstaltung, bei der viele das Gefühl hatten, Rudolph Tschäpe sei direkt mit dabei. So erinnert jetzt das Schild am Rondell mit seinem Namen an den viel zu früh Verstorbenen. Ziel sollte es aber sein, die lebendige Erinnerung an Rudolph Tschäpe, so wie an alle Bürgerrechtler, zu einem Grundanliegen zu machen – durch eine Kultur der Erinnerung.
Michael Erbach
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