Landeshauptstadt: Lebendige Partnerschaft zweier Städte

Als Journalist, Grimme-Preisträger und bis 1988 Chefredakteur beim ZDF hat Reinhard Appel natürlich immer gern die Nase in anderer Leute Angelegenheiten gesteckt. Und das tat er auch als Gründungsvater des Potsdam-Clubs in Bonn. Beim Workshop im Dorint-Hotel konnte er deshalb eingehend über eine lebendige Städtepartnerschaft berichten. Leider plauderte er nur sehr wenig ganz privat aus der Schule. Dabei hätte er doch sicher manches aus eigener Sicht zu berichten gehabt über die Probleme zwischen Ost und West. Noch dazu, wo er einen ganz speziellen Familienbeitrag Bonn-Potsdam geleistet hat. Filius Clemens Appel ist Chef der Staatskanzlei in Potsdam.

Da beim Workshop im Hotel Dorint die Potsdamer wie die Bonner eher in der Minderzahl waren, drehte sich die Wissbegierde der Teilnehmer denn auch eher um die aktuellen Ost-West-Befindlichkeiten. Und man kam in der Diskussion zu sehr unterschiedlichen Resultaten. Die Meinungen reichten von „es gibt auf beiden Seiten noch Grenzen in den Köpfen“ (Rechtsanwalt Turgut Pencereci) bis „erstaunlich, was die Ostler geleistet haben“ (Ehepaar Riebe). Die Riebes bekamen ein Grundstück zurück und zogen von West nach Ost. „Wir pflegen eine sehr gute Nachbarschaft“, so ihre Aussage. Eine Bonner Journalistin fühlt sich dagegen nach ihrem Umzug noch immer fremd in Potsdam. Und der in Potsdam geborene Wahl-Berliner Jürgen Kossak fand, dass im Osten noch zu oft nach der Ordnungsmacht gerufen werde, statt Probleme auch einmal selbst zu lösen. Vielleicht sei das aber auch nur typisch preußisch, wurde gemutmaßt. Der Rheinländer reagiere ganz anders. Also nicht die Ost-West-Grenze, sondern eher landestypische Unterschiede?

Die Frage blieb im Raum, aber eine andere konnte definitiv beantwortet werden: Kaum eine Ost-West- Städtepartnerschaft sei noch so lebendig wie die Potsdam-Bonner, betonte Appel. Er selbst widme sich jetzt dem Wiederaufbau der Garnisonkirche. Nicht nur der Tag der deutschen Einheit wird gemeinsam gefeiert, es gibt Besuche, künstlerischen Austausch und das Bonner Ossietzky-Gymnasiums möchte alle seine 9. Klassen zu einer Stippvisite an die Havel schicken, war von Potsdams Marketingchefin Sigrid Sommer zu erfahren. H. Dittfeld

H. Dittfeld