Sport: Lebensgefühl Wellenritt
Kristin Boese aus Werder startet in die Weltspitze der Kitesurfer durch und berichtet von ihrem Sport
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Kristin Boese aus Werder startet in die Weltspitze der Kitesurfer durch und berichtet von ihrem Sport Seit zwei Jahren tourt Kristin Boese mit Segel und Brett durch die Welt. Bei ihrem Ritt über die Wellen verteidigte die gebürtige Potsdamerin in diesem Jahr ihren deutschen Meistertitel und wurde nach Abschluss der World-Tour vor Wochenfrist Vierte der Weltmeisterschaften. Boese, deren Eltern in Werder leben, lernte Einzelhandelskauffrau, bevor sie über das Wind- zum Kitesurfen kam und in dieser Saison erstmals alle World-Cup-Stationen, zuletzt Ceara (Brasilien), mitsurfte. Heute schreibt die 26-Jährige exklusiv für PNN über ihren Sport und die Macht der Gefühle. Von Kristin Boese Kitesurfen – die Sportart, die Gleiten, Carven, Fliegen, Freestylen und Springen auf dem Wasser vereint – ist keine Freizeitbeschäftigung, sondern ein Lebensgefühl. Steht man einmal auf dem Board und fährt die ersten Meter, hat einen die Sucht auch schon gepackt und man gehört zu denjenigen, die dem Wind, dem Wasser und der Sonne hinterher reisen, um möglichst viele Minuten mit dem Kite in der Hand verbringen zu können. Schon lange hat die Lust daran auch mich gepackt, und ich finde immer mehr begeisterte Kitesurfer an den Spots der Welt. Waren wir hier in Ceara beispielsweise im letzten Jahr noch die einzigen Kitesurfer, so teilten wir uns die Spots diesmal mit etwa 50 anderen Kitern. Für mich ist Kitesurfen im letzten Jahr zum Beruf geworden und meine Sponsoren (Zembla, Carved, Maui Magic, RRD, Bigboysports.de) unterstützen mich dabei. Vor Ceara zu kiten ist wohl das Größte, was einem Kitesurfer je passieren kann. Perfekte Bedingungen (jeden Tag konstanter Wind zwischen 4 und 6 Stärken, Sonne, warmes Wasser, Wellen und Flachwasser) treffen mit kilometerlangen und menschenleeren Traumstränden zusammen. Hier fühlt man sich noch wirklich mit der Natur und den Einwohnern vereint. Nach einer Saison voller Konzentration, Anspannung, Anstrengung und Kitesurfen ist das Finale des PKRA-Kitesurf-World- Cups beendet. Überglücklich war ich, in diesem letzten Contest der Saison noch einmal gute Leistungen gezeigt zu haben. Natürlich ist man vor solch einem Wettkampf sehr angespannt und nutzt jede Minute um sich vorzubereiten und zu trainieren. Ich reiste diesmal bereits zwei Wochen früher nach Brasilien, um mich an die Bedingungen dort zu gewöhnen. Am Ende entscheiden dann Nervenstärke, Windbedingungen, Können und Material über das Abschneiden. Meinen 3. Platz bei dem World Cup Stopp in Fortaleza/Brasilien hatte ich mir hart erkämpft und somit auch meinen 4. Platz im World Ranking 2003 verteidigt. Die Bedingungen vor dem Ceara Beach Park/Fortaleza waren sicher nicht die leichtesten. Starke Strömung, leichter Wind und sehr kabbeliges Wasser – viele kleine und ungeordnete Wellen die es erschweren, einen guten Absprung zu finden – machten jeden einzelnen Heat zu einer extremen Herausforderung. Da der Wind nachmittags jeweils drehte und dann abnahm, trafen wir uns allmorgendlich schon 6 Uhr am Strand und starteten die ersten Heats – das sind acht Minuten lange Läufe, in welchen man sich mit drei anderen Kitesurfen zusammen in einer abgesteckten Contest area befindet und so viele Tricks machen muss wie man kann. Die beiden Besten eines jeden Heats qualifizieren sich dann für die nächste Runde. Zugegebener Maßen fühlte ich mich nach keinem meiner Läufe so, als hätte ich eine Glanzleistung vollbracht, doch ging es nicht nur mir sondern auch allen anderen Fahrern so. Die Bedingungen machten es eben jedem schwer und man konnte nicht alle neu erlernten Tricks zeigen und hundert Prozent geben, sondern musste mehr auf Taktik setzten, sichere Landungen hinlegen und einfach versuchen einen Tick besser zu sein als die Konkurrenz. Diejenigen, die gut mit den Bedingungen klar kamen, lagen dann am Ende auch klar vorn. Ein gutes Gefühl dazu zu gehören! Danach konnte ich guten Gewissens noch eine Woche im Norden Brasiliens Urlaub machen und ein wenig trainieren. Viel habe ich von Brasilien nicht gesehen – während eines Wettkampfes ist man halt doch ganz und gar auf die Leistungen, seinen Schlaf, die richtige Verpflegung konzentriert. Sonne, feiner Sandstrand und warmes Wasser sind dabei zwar nette Begleiter eines Events. Zeit, um diese zu genießen, hat man jedoch nicht – obwohl ich in dieser Saison oft an den Stränden von Ägypten war. Kitesurfen ist kinderleicht zu erlernen und kann zwischen dem 13. und 60. Lebensjahr ohne Probleme ausgeübt werden. Will man diesen wunderbaren Sport erlernen, sollte man jedoch unbedingt sich selbst und allen anderen Kitern einen Gefallen tun und sich die Drachensteuerung und die ersten Schritte aufs Board von einem Lehrer beibringen lassen. Dies ist erstens die sicherste und zweitens auch die erfolgversprechendste Variante. Nach einem Kitekurs, der in der Regel neun bis zehn Stunden (über drei bis fünf Tage verteilt) dauert, sind die ersten Meter auf dem Board dann auch fast schon garantiert! Und wer gewisse Regeln beachtet, sollte auch von Unfällen verschont bleiben. Nachdem ich die deutsche Tour in diesem Jahr erfolgreich abschließen konnte und bei der Deutschen Meisterschaft in St. Peter Ording als beste deutsche Kiterin geehrt wurde, stehen nach dem Finale der World Cup Tour nun noch ein paar freie Tage vor mir, die ich zu Hause in Werder verbringen will. Schon bald geht die Vorbereitung auf die nächste Saison los, die dann meine ganze Aufmerksamkeit erfordert. Schließlich habe ich mir hohe Ziele gesteckt: Top Drei in der Welt sollte schon drin sein – und warum nicht noch mehr? Die Motivation ist da. Kristin Boese im Internet www.kristinboese.de
Kristin Boese
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