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Er will sich durchtanken. Christian Schwarz ist einer von zwei Neuzugängen beim Handballdrittligisten 1. VfL Potsdam. Der Kreisläufer ließ sich auch am vergangenen Dienstag von den Profis der Füchse Berlin ungern aufhalten.

© Heiko Voigt

Sport: Legitimer Blick nach oben

Handball-Drittligist VfL Potsdam will die Saison nutzen, um sich für höhere Aufgaben zu präparieren

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Sie haben sich gefreut wie kleine Jungs. Caspar Jacques hatte gerade mit einem frechem Lupfer Füchse-Torwart Peter Stochl überwunden. Bei der Rückkehr auf die Bank des VfL Potsdam empfingen ihn seine Teamkollegen Alexander Schmidt, Robert Weiß sowie Trainer Jens Deffke mit einem breiten Lachen. Dass der Potsdamer Handball-Drittligist gegen die Füchse Berlin zu diesem Zeitpunkt mit zehn Toren zurücklag und am Ende das Testspiel mit 17:32 (7:16) verloren hatte, war egal. „Das Spiel heute hat uns geholfen und wir konnten viel Erfahrung sammeln“, resümierte Deffke am Dienstagabend nach dem Abpfiff.

Die Partnerschaft der beiden Vereine ermöglichte dem VfL einen unterhaltsamen Saisonauftakt, bei dem er dem Potsdamer Handballpublikum nicht nur den eigenen Kader, sondern auch den des Berliner Bundesligisten und amtierenden Europapokalsiegers präsentieren konnten. Nationaltorhüter Silvio Heinevetter in Aktion zu erleben, war dabei nicht nur für die Zuschauer attraktiv anzuschauen. „Da gehen Bälle nicht rein, die in der dritten Liga locker drin sind“, stellte VfL-Rückraumschütze Tobias Frank respektvoll fest.

Doch schickt sich der VfL an, den Klassenabstand etwas zu verkürzen. Die mit einem Auswärtssieg gegen Hannover begonnene Saison soll dabei eine wichtige Etappe und Entwicklungsstufe sein. „Wir wollen einen Schritt nach vorn machen, um im nächsten Jahr den Aufstieg in die zweite Liga in Angriff zu nehmen“, sagt Alexander Haase. Der Sportliche Leiter des VfL und Co-Trainer von DHB-Coach Dagur Sigurðsson – am Dienstag Gast in der MBS Arena – feilt an der Rückkehr des Potsdamer Handballs ins professionelle Handballgeschäft. „Dafür müssen wir in allen Bereichen professioneller werden und es schaffen, gute Leute an uns zu binden“, sagt er. Der aktuelle Kader sei in dieser Hinsicht bereits Ausdruck der angestrebten Entwicklung. „Es ist ein kleiner, aber feiner Kader, der auf den einzelnen Positionen breiter besetzt ist als in den vergangenen Spielzeiten“, meint Haase.

Die sommerliche „Einkaufstour“ fiel dabei überschaubar aus. Zwei externe Neuzugänge verbucht der VfL, doch könnten diese in engen Spielen und schwierigen Saisonphasen von tragender Bedeutung sein, denn sie bringen reichlich Erfahrung mit. Der 27-jährige Christian Schwarz kam vom Zweitligisten Bad Schwartau und spielte bereits mit dem Stralsunder HV in der 1. Bundesliga. Er gilt als absoluter Wunschspieler von Trainer Deffke, der die körperliche Präsenz des Kreisspielers schätzt. Mit dem lange verletzten Yannick Schindel, der nach eigenem Bekunden auf gutem Weg zum Comeback ist, könnte Schwarz ein starkes Duo am Kreis bilden.

Vom Zweitliga-Aufsteiger HF Springe kommt Daniel Deutsch. Welche Dynamik und Entschlossenheit der 33-Jährige auf der linken Rückraumposition einbringt, konnten die VfL-Fans bereits am vergangenen Dienstag sehen: Von der ersten Sekunde an trat Deutsch mit breiter Brust gegen die Füchse auf. „Ich hoffe, dass Daniel Deutsch und Philipp Reuter gut im Rückraum harmonieren. Beim Auftaktsieg in Hannover hat das gut funktioniert: Reuter mit sechs und die beiden Neuzugänge mit je fünf Treffern waren beim 26:18-Erfolg die erfolgreichsten VfL-Werfer.

Mit Yannik Münchberger, Caspar Jacques und Robert Schütz rückten drei Talente aus dem eigenen Vereinsnachwuchs in den Männerkader. Auch der 17-jährige A-Jugend-Torhüter Paul Twarz wird Trainings- und Wettkampfluft im Deffke-Team schnuppern. Die Jugendarbeit, für Haase wichtiges Fundament für die Zukunft des VfL, trage zunehmend Früchte. Doch während in der Vergangenheit junge Spieler wie Tim-Ole Fritz, Marvin Sommer, Fabian Böhm oder Fabian Wiede Potsdam verlassen haben und heute in der ersten Bundesliga für Berlin oder Leipzig spielen, müsse es in Zukunft gelingen, eigene Talente zu halten. „Ich bin da guter Dinge“, sagt Haase.

Es liegt nicht im Naturell von VfL-Coach Deffke, sich weit aus dem Fenster zu lehnen und Saisonprognosen abzugeben. „Aber wenn ich die Ziele des Vereins nicht mittragen würde, wäre ich nicht hier“, sagt er. Der Blick nach vorn bzw. oben sei legitim. Dafür die Mannschaft weiter zu stabilisieren und mit ihr neue spielerische und taktische Optionen zu erarbeiten, sei aus seiner Sicht Ziel und Aufgabe für diese Sasion. Am Ende, so beziffert es Haase, soll nach zuletzt Platz sieben der VfL zwischen Rang zwei und fünf ankommen.

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