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HEYES Woche: Lehren für 2009

Die Böller sind verschossen. 2008 haben wir hinter uns.

Stand:

Die Böller sind verschossen. 2008 haben wir hinter uns. Hie und da ist noch ein kleines Feuerwerk zu hören. Vergnügliche Nachfeiern für Kinder, um die letzten Heuler und Knallerbsen zu verballern. Die pyrotechnische Industrie hat ihre Saison hinter sich. Sollte dort je der Renditetraum der Deutschen Bank geträumt werden, die ihren Gewinn mit 25 Prozent maximieren wollte, dann wäre nichts Gutes für künftige Silvesternächte zu erwarten. Solche Gewinnmargen sind nur zu haben, wenn außer an Arbeitsplätzen auch an der Sicherheit gespart wird. Im Pyrotechnischen führt mangelndes Verantwortungsbewusstsein schnell mal zu Zimmerbränden und zu Brandwunden. Aber vielleicht werden 2009 ja die richtigen Lehren gezogen. Dass es auch im Bankenwesen Pyromanen der besonderen Art gibt, lernt der erstaunte Zeitgenosse, wenn er auf den Wirtschaftsseiten liest, dass wieder mal einige hundert Milliarden Euro oder Dollar bei dem Versuch „verbrannt“ wurden, schnelle Gewinne zu machen. Alles entpuppt sich als ein großes Glückspiel, was sich da bis zum jetzt vorliegenden Beweis des Gegenteils als seriöse Banken- oder Börsenwelt ausgab. Die internationale Finanzarchitektur – hin ist sie. Und wenn die Auguren recht behalten, werden wir, die wir von Derivaten und Zertifikaten bis gestern nicht die geringste Ahnung hatten, die Folgen der Zockereien im Casino des Raubtierkapitalismus im gerade beginnenden Jahr 2009 zu (er)tragen haben, einschließlich der Millionen Euro, die sich die Bankenmanager für diesen Erfolg schon als Boni gutgeschrieben haben. Apropos Raubtierkapitalismus: Hier – verehrter Helmut Schmidt (90), der das Copyright für den Begriff beansprucht – wäre eine Entschuldigung angebracht: Raubtiere fressen nur so lange, bis sie satt sind. Die globale Geldvernichtung belastet die Budgets auch von Bund und Ländern, die ihrerseits mit Milliarden einspringen müssen, um wenigstens einige Folgen des Desasters zu mildern. Eine Konsequenz ließ der Bildungsminister Brandenburgs noch in den letzten Tagen des alten Jahres aus dem Sack: Geld zur Behebung des bundesweit schlechtesten Betreuungsschlüssels für Kitas stehe 2009 leider nicht zur Verfügung. Mehr der dringend gebrauchten Erzieherinnen? – vielleicht 2010. Eine bessere Vorschulerziehung verträgt aber keinen Aufschub. Wie wäre es, Investitionen in die Zukunft unserer Kinder mit einzubeziehen, wenn das Hilfspaket des Landes für Brandenburgs Wirtschaft zur Eindämmung der Krise geschnürt wird. Bis zu 400 Millionen Euro Umfang könnten es haben. Nur zur Erinnerung: 2009 haben wir die Wahl...

Uwe-Karsten Heye schreibt an dieser Stelle regelmäßig für die PNN. Unser Autor war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg und arbeitet dort als Autor und Publizist.

Uwe-Karsten Heye

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