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Landeshauptstadt: Lehrer im Rucksack

Sportschüler erledigen ihre Aufgaben online / Hardware soll erneuert werden

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Unsicher hält Marcel Vollgold einen schwarzen Stift in der Hand. „Was soll ich schreiben?“, fragt er. „Das ist egal“, antwortet Gabriela Kühne. „Wir wollen nur sehen, ob der Stift funktioniert.“ Also schreibt der Potsdamer Sportschüler seinen Namen auf ein weißes Blatt Papier. Und wie von Geisterhand erscheinen die Worte nicht nur auf dem Zettel, sondern auch auf einem Monitor. Doch nicht nur das. Der Computer erkennt die Buchstaben und wandelt sie in Maschinenschrift um. Zufrieden schaut Gabriela Kühne ihren Schüler an.

Dieser Stift-Computer ist Teil der Medienoffensive an der Potsdamer Sportschule. Dort werden nach und nach die veralteten Computer ausgetauscht. Die Technik ist noch aus dem Jahr 2000, und für den Unterricht nicht mehr zu gebrauchen. Jetzt stehen die ersten neuen Rechner im Computerkabinett und werden von den Sportschülern gerne genutzt.

Informatiklehrerin Gabriela Kühne denkt noch weiter. Sie ist an ihrer Schule für die Förderung der Spitzenathleten zuständig und kümmert sich besonders um deren Sorgen. „Viele unserer Schüler sind mindestens einmal pro Jahr für mehrere Wochen im Trainingslager“, sagt sie. „Neben dem anstrengenden Training dürfen sie aber nicht den Lehrstoff vernachlässigen und dabei wollen wir ihnen helfen.“ Bisher mussten die jungen Sportler in der Mittagspause oder abends ihr Lehrbuch nehmen und die Aufgaben der Fachlehrer in ihren Heften lösen. Was unproblematisch klingt, ist schwierig, wenn die Schüler längere Zeit unterwegs waren. Dann konnten die Ergebnisse erst am Ende des Trainingslagers verglichen werden. Zu lange, um einen Lerneffekt zu erzielen. Zudem baut sich Lehrstoff meistens auf zuvor Erlerntes auf. Fehler werden so immer weitergeschleppt. Diesen Zustand will Gabriela Kühne ändern. Mit Hilfe moderner Technik, wie dem Stift-Computer, sollen sich die Lernbedingungen ihrer Schützlinge deutlich verbessern, denn bei aller Liebe zum Sport darf die Schule nicht zu kurz kommen.

In Zukunft können die Schüler im Trainingslager ihre Aufgaben an einem tragbaren Computer, einem so genannten Tablet-PC, erledigen. Mit einem Stift können sie dort Formeln entwickeln, Texte schreiben und Gleichungen ausrechnen. Die Lehrer sehen die Lösungen ebenfalls auf ihren PCs in Potsdam und können Bemerkungen notieren, die die Schüler bei sich im Trainingslager sehen. So erzielen sie echte Lernerfolge. Später soll es sogar Unterrichtsstunden in virtuellen Klassenzimmern geben.

Bei der Finanzierung der neuen Computer half die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam kräftig mit. „Es ist bewundernswert, mit welcher Leidenschaft sich die Potsdamer Sportschüler täglich an ihr Trainingspensum machen“, sagt Andrea Aulich, Marktdirektorin der MBS. Genauso wichtig sei aber eine Perspektive, die über den Sport hinausgehe.

Für Marcel Vollgold sind die Tage an der Sportschule gezählt. Er besucht bereits die 13. Klasse und möchte später Informatik studieren. In seinem letzten Jahr an der Sportschule will er aber noch einmal alles geben und sich mit guten Ergebnissen verabschieden. Bisher kann er unter anderem die Teilnahme an der Junioren-Ruderweltmeisterschaft 2007 in Peking, sowie einen deutschen Meister- und zwei Vizemeistertitel vorweisen. kla

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