Von Michael Meyer: Lehrgeld soll nun möglichst Gold folgen
Potsdams Leichtathleten streben bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig mehrere Medaillen an
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Claudia Hoffmanns Kampfansage ist deutlich: „Ich will diesmal um den Titel mitlaufen“, sagt die Leichtathletin des SC Potsdam unmittelbar vor den Deutschen Hallenleichtathletik-Meisterschaften am Wochenende in Leipzig. Hoffmann, eigentlich seit Jahren 400-Meter-Spezialistin, wird in der Arena Leipzig über 800 Meter antreten – so wie in der ganzen bisherigen Saison unterm Hallendach. Sie wechselte in diesem Winter auf die doppelt so lange Strecke wie sonst, um durch neue Trainingsreize einen Leistungsschub zu erreichen und zugleich auszuloten, ob ein Umstieg auch im Freien auf die zweifache Stadionrunde ihre Chancen auf ein Ticket zu den Weltmeisterschaften im August in Berlin vergrößern würde. Eine Entscheidung über diesen endgültigen Wechsel steht noch aus. „Darüber wollen wir nach der Hallensaison abschließend beraten“, meint Hoffmanns Heimtrainer Frank Möller. Sein Schützling ist sich aber bereits jetzt sicher: „Durch die vielen Trainingsumstellungen in diesem Winter habe ich in zahlreichen Bereichen schon deutliche Leistungssteigerungen gemerkt.“
In den Ergebnissen selbst schlug sich das bisher noch nicht ganz wie erhofft wieder. Die 26-Jährige wurde zwar im Januar in ihrem ersten 800-Meter-Wettkampf Berlin-Brandenburgische Meisterin in 2:04,90 Minuten, musste aber anschließend bei den Erdgas-Athletics in Leipzig taktisches Lehrgeld zahlen. „Da habe ich 600 Meter vorne Tempo gemacht, und dann sind die meisten an mir vorbeigezogen“, erinnert sich Claudia Hoffmann an jenes Rennen, in dem sie sich am Ende nach 2:06,06 Minuten auf Rang sechs des internationalen Feldes wiederfand. Das Meeting am vergangenen Sonntag in Karlsruhe musste sie krankheitsbedingt absagen, „aber inzwischen bin ich wieder gesund“, signalisierte die Läuferin. „Ich habe wieder gut trainiert und habe jetzt in Leipzig als Minimalziel eine Medaille. Ich will diesmal um den Titel mitlaufen.“ Dass sie in der aktuellen Jahresbestenliste mit ihrer Siegerzeit von Berlin „nur“ Dritte hinter der Chemnitzerin Anja Claußnitzer (2:03,84) und Janina Goldfuß (2:04,38) aus Wattenscheid ist, stört sie wenig. „Bei den Meisterschaften geht es weniger um die Zeit, da wird mehr taktiert. Und ich will mich nicht noch einmal so überraschen lassen. Ob es klappt, werden wir sehen. Ich stehe jetzt am wenigsten unter Erfolgsdruck und will versuchen, die Konkurrenz ein bisschen zu ärgern.“
Vor Jahresfrist, als Hoffmann krankheitsbedingt fehlte, gewannen Potsdams Leichtathleten bei den nationalen Hallen-Titelkämpfen in Sindelfingen dreimal Gold – allein zweimal durch Antje Möldner über 1500 und 3000 Meter. Die Mittelstrecklerin ist auch diesmal für beide Strecken gemeldet, will aber erst morgen in Leipzig entscheiden, ob sie wirklich wieder doppelt antritt. Nach ihrer gerade überstandenen Erkältung will sie auf die 3000 Meter am Samstag verzichten, falls dann auch ein 1500-Meter-Vorlauf ansteht. „Unter normalen Umständen wäre eine solche Doppelbelastung für Antje kein Thema“, meint ihre Trainerin Beate Conrad. „Aber ein bisschen hat sie immer noch mit den Bronchien zu tun, so dass wir nichts riskieren wollen, obwohl es zuletzt bei Tempoläufen nicht schlecht aussah.“ Auf der kürzeren Distanz seien Möldners Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung größer, glaubt Beate Conrad, denn über 3000 Meter sei die erfahrene Kölnerin Sabrina Mockenhaupt derzeit ganz schwer zu schlagen.
Ansonsten dürften im Wettstreit der insgesamt 440 Aktiven aus 141 Vereinen Potsdamer Medaillen vor allem im Bahngehen möglich sein. Zwar fehlt über 3000 Meter Titelverteidigerin Melanie Seeger vom SCP, die Mutterfreuden entgegen sieht. Doch ihre Klubkameradinnen Christin Elß – wenn sie von ihrer leichten Verletzung nicht zu sehr gehandicapt ist – und Sandra Krause sind zumindest für eine Medaille stark genug. Gleiches gilt im Bahngehen über 5000 Meter der Männer für Hagen Pohle, der mit 20:18,78 Minuten die deutsche Jahresbestenliste anführt, aber nur geringe Gold-Chancen gegen Titelverteidiger André Höhne vom SCC Berlin haben dürfte. Und auch für Potsdams Viermal-400-Meter-Staffel der Männer, derzeit Dritte der Bestenliste, ist „eine Medaille nicht unmöglich“, so Axel Richter, der Cheftrainer der Potsdamer SC-Leichtathleten. „Mit einer ähnlichen Bilanz wie 2008, als wir insgesamt sechs Medaillen gewannen, wären wir zufrieden.“
Hochspringer Oliver Bräutigam, seit vergangenem Sonntag mit neuer persönlicher Bestleistung von 2,18 Metern Deutscher A-Jugendmeister, sieht sich eine Woche später eher als Lernender. „Ich will jetzt in Leipzig im Wettkampf mit den derzeit besten deutschen Springern, die mir noch überlegen sein werden, vor allem Erfahrungen sammeln“, erklärt der 18-Jährige, der am 28. März bei einem U20-Hallenländerkampf in Metz gegen französische und italienische Konkurrenz für Deutschland springen wird.
Tags zuvor wird Claudia Hoffmann letztmals in diesem Winter unterm Hallendach starten, ehe sie ins Höhentrainingslager nach Flagstaff (US-Bundesstaat Arizona) fliegt: Beim Internationalen Erdgas- Meeting in Chemnitz will sie erstmals in diesem Jahr die 400 Meter laufen.
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